Die elftägige Bonner Konferenz gehört zu jenen sogenannten Vorbereitungstreffen, welche im Hinblick auf den Klimagipfel vom kommenden November in Marrakesch all die vielen offenen Fragen klären sollen, deren Klärung man in Paris umgangen hat, damit alle beteiligten Staaten dem „Paris Agreement“ zustimmen konnten. Kurz: Es geht um das „Kleingedruckte“, also um all jene zahlreichen Details, die letztlich entscheiden, ob die in Paris und New York viel bejubelte Klimakonvention letztlich ihr Ziel erreicht oder doch nur warme Luft bleibt.
Zahlreiche strittige Fragen
Unter anderem geht es in Bonn um den „Green Climate Fund“. Über diesen Fonds soll ab 2020 der grösste Teil jener jährlich 100 Milliarden Dollars an Hilfsgeldern verteilt werden, die den Entwicklungsländern helfen sollen, sich an den Klimawandel anzupassen. Dabei blieb bis heute völlig ungeklärt, welche Länder sich mit welchen Beiträgen an diesem Fonds (und anderen Klimafonds) beteiligen. Zugesagt sind laut Berechnungen der OECD bis jetzt lediglich 60 Milliarden Dollar, wobei die OECD grosszügig auch Bankkredite zu marktüblichen Zinsen, private Investitionen und Exportkredite zur Subventionierung von Unternehmen der Geberländer mit einberechnet. – Und natürlich müssen alle staatlichen Zusagen erst noch von den Länderparlamenten abgesegnet werden.
Heftig umstritten ist aber auch, wie und von wem diese Fonds verwaltet werden, wer nach welchen Kriterien entscheidet, wie diese Mittel verteilt und wer kontrolliert, ob diese auch sachgerecht verwendet werden. Bevor all diese heftig umstrittenen Fragen geklärt sind – und das kann durchaus noch einige Jahre dauern –, bleiben alle Zusagen und Versprechungen für die Jahre nach 2020 völlig unverbindlich. Vorsorglich geregelt haben die Klimagrossmächte aber immerhin schon einen Hinterausgang: Länder, die ihre Verpflichtungen nicht einhalten, haben keine Sanktionen zu befürchten. Man braucht kein Prophet zu sein um zu ahnen, dass vieles von dem, was in Paris und New York medienwirksam versprochen wurde, nicht eingehalten wird.
Die Schweiz will sich am „Green Climate Fund“ für die nächsten Jahre mit jährlich 100 Millionen beteiligen. Das entspricht ziemlich genau ihrem Anteil an der Weltbevölkerung, aber bei weitem nicht ihrem volkswirtschaftlichen Reichtum.
Entwicklungsländer brauchen sehr viel mehr Geld
Im Vorfeld zur derzeitigen Bonner Konferenz hat das UN-Umweltprogramm UNEP in Nairobi vor wenigen Tagen eine Studie, den „Adaptation Finance Gap Report 2016“, veröffentlicht, die zu einem schockierenden Ergebnis kommt: Um die in Paris vereinbarten Ziele zu erreichen, brauche es bis 2030 nicht bloss jährlich 100 Milliarden Dollar, sondern 140 bis 300 Milliarden; bis 2050 steige der Bedarf sogar auf 280 bis 500 Milliarden. Und das auch dann, wenn es durch alle übrigen Klimaschutzmassnahmen gelinge, das in Paris vereinbarte Temperaturlimit von zwei Grad einzuhalten. Steige die Erderwärmung über zwei Grad, würden die notwendigen Anpassungskosten sogar noch weit höher zu liegen kommen.