Ein saudischer Sprecher legte im saudischen Fernsehen dar, Mannschaften der libanesischen Hizbullah-Milizen hätten die Huthis in der Handhabung der Raketen ausgebildet.
Die Huthis bestätigten, sie hätten eine „Burkan 1“-Langstreckenrakete abgefeuert. Doch, so sagten sie, das Geschoss sei nicht gegen Mekka, sondern auf den internationalen Flughafen von Jeddah gerichtet gewesen. (Mekka liegt rund 650 Kilometer von der jemenitischen Nordgrenze entfernt, Jeddah liegt 66 Kilometer westlich von Mekka.)
Woher kommen die Waffen der Huthis?
Die Frage, woher die Huthis die Rakete bezogen haben, klärte ein amerikanischer Vizeadmiral namens Keven Donegan, der „in einem südwestasiatischen Hafen“ zu Journalisten sprach. Er sagte, seit April 2015 habe die amerikanische Flotte vier Mal iranische Waffentransporte nach Jemen entdeckt. Am 15. April 2015 hatten die Iraner nach seiner Darstellung versucht, sieben Schiffe, die von zwei Booten der Revolutionswächter geleitet worden seien, nach Jemen zu bringen. Die Schiffe seien voll von „Cruise Missiles“ gewesen, die zur Küstenverteidigung dienten, sowie von Explosivstoffen und anderen Waffen.
„Wir wissen“, sagte der Admiral, “wer die Waffen entsandte und für wen sie bestimmt waren.“ Dies sei aus den Aussagen der Besatzungen hervorgegangen und auch aus der Analyse der GPS-Geräte der Schiffe. Im Fall eines der Schiffe habe die Uno die Resultate der amerikanischen Analyse bestätigt. Der Vizeadmiral fügte hinzu, angesichts des regen Verkehrs durch das Rote Meer und die Strasse von Bab al-Mandeb müsse man annehmen, dass „reichlich andere Ladungen“ der Iraner ihr Ziel erreicht hätten.
Die Eskalation des vergangenen Monats
Der Admiral sprach im Zusammenhang mit den Ereignissen des vergangenen Monats. Am 13. Oktober hatten Schiffsraketen von amerikanischer Seite Radaranlagen der Huthis zerstört, nachdem zwei erfolglose Versuche der Huthis vorausgegangen waren, die US Mason mit Raketen von der jemenitischen Küste aus zu beschiessen. Die damaligen Versuche der Huthis, gegen die Amerikaner vorzugehen, wurden allgemein als eine Reaktion auf den Luftangriff der Saudis auf eine Trauerversammlung in Sanaa vom 8. Oktober gesehen, der 140 Personen das Leben kostete und über 500 verwundete.
Die Saudis hatten den Angriff zuerst abgestritten, doch dann gaben sie zu, es habe sich um einen Irrtum bei der Bestimmung des Zieles gehandelt. Die Huthis hatten danach auch Richtung Saudi-Arabien Raketen abgeschossen. Doch den saudischen Aussagen nach blieben diese ebenfalls wirkungslos. Die Vorfälle hatten weltweit starke Kritik an den saudischen Bombardierungen hervorgerufen, die seit Ende März 2015 andauern. Im britischen Parlament wurde ein Antrag, die britischen Waffenlieferungen an Riad einzustellen, gestellt aber zurückgewiesen.
Bürgerkrieg in der Sackgasse
Mehr und mehr Beobachter glauben, dass die Saudis nicht in der Lage sein werden, ihr Kriegsziel in Jemen zu erreichen. Dieses besteht darin, den von den Huthis vertriebenen jemenitischen Präsidenten, Mansur Abdrabbo al-Hadi, und seine Regierung wieder einzusetzen und das Land Jemen unter ihm zur Ruhe zu bringen.
Dieses Ziel ist jedoch durch blosse Bombardierungen, so zerstörerisch diese sich auswirken mögen, offenbar nicht zu erreichen, und die Aktionen zu Land haben sich als nicht genügend erfolgreich erwiesen, um die Huthis aus den von ihnen gehaltenen volksreichsten Teilen Jemens und aus der Landeshauptstadt Sanaa zu vertreiben. Saudi- Arabien steckt in einer wirtschaftlichen Krise, welche bewirkt, dass das Land seine – sehr grossen – Geldreserven rasch aufbraucht. Der niedrige Ölpreis bedingt diese Krise, doch der Krieg im Jemen trägt zu den finanziellen Belastungen bei.
Ein neuer Anlauf zum Frieden
All dies zusammen hat den Uno-Abgesandten für Jemen, Ismael Ould Cheikh Ahmed und seine Mitarbeiter, bewogen, einen neuen Uno-Plan für die Befriedung des Landes vorzulegen, obgleich mehrere frühere Befriedungsversuche an der Hartnäckigkeit der beiden jemenitischen Gegner und ihrer Hintermänner gescheitert waren. Der Plan sucht den Uno-Beschluss zu berücksichtigen, nach dem al-Hadi der legitime Staatschef sei und die Huthis Sanaa zu räumen sowie ihre Waffen abzuliefern hätten.
Natürlich berufen sich die saudische und die Hadi-Seite im Bürgerkrieg auf diesen Beschluss. Doch haben ihn weder al-Hadi selbst noch seine saudischen Sponsoren durchsetzen können. Die Bombenkampagne, die sie zu diesem Zweck ausgelöst haben, hat die Feindschaften verstärkt und droht das Land zu ruinieren. Al-Hadi persönlich ist durch den Bombenregen für eine grosse Zahl von Betroffenen unter den Jemeniten verhasst geworden. Der neue Friedensplan ist noch nicht offiziell veröffentlicht worden. Doch die Agentur Reuter will ihn bereits eingesehen haben. Er soll in seinen grossen Zügen folgendermassen aussehen.
Eine komplexe Planungsstruktur
Der Plan versucht, die bitter verfeindeten Personen in der jemenitischen Politik durch solche zu ersetzen, denen beide Seiten vertrauen könnten. Er sieht deshalb das Folgende vor: Al-Hadi soll seinen Vizepräsidenten sofort entlassen. Dieser, General Muhsin al-Ahmar, ist ein bitterer persönlicher Feind des ehemaligen langjährigen Präsidenten und starken Mannes, Ali Saleh Abdullah, welcher seinerseits Verbündeter und Stütze der Huthis geworden ist, seitdem er 2012 als Präsident zu Gunsten al-Hadis, seines ehemaligen Vizepräsidenten, abgesetzt worden war.
General Muhsin al-Ahmar, der ein eigenes Stammes- und militärisches Gefolge besitzt, war zur Zeit der Demonstrationen gegen den damaligen Präsidenten, die in Sanaa und in Taez seit 2011 abliefen, auf die Seite der Demonstranten getreten und hatte mit seinen Truppen und Gefolgsleuten als ihr Schützer gewirkt. Der Ex-Präsident klagt ihn an, für den Raketenschlag mitverantwortlich zu sein, der den damaligen Präsidenten am 8. Juni 2011 lebensgefährlich verletzte.
Al-Hadi hatte al-Ahmar zu seinem Vizepräsidenten erhoben, nachdem der Bombenkrieg ausgebrochen war, um durch die Ernennung eines Hauptfeindes des Ex-Präsidenten zu unterstreichen, dass er keinerlei Kompromiss mit Ali Abdullah Saleh und mit den Huthis eingehen werde.
Ein Vizepräsident mit der Macht eines Präsidenten
Nach dem Rücktritt al-Ahmars wird laut Plan ein neuer Vizepräsident ernannt, dem beide Kriegsparteien zustimmen können. Nachdem dies geschehen ist, verlassen die Huthis Sanaa und geben ihre schweren Waffen ab an eine Vertrauensperson, der beide Seiten zustimmen. Daraufhin überlässt al-Hadi seine sämtlichen Vollmachten seinem neuen Vizepräsidenten, und dieser verpflichtet sich, eine Regierung zu ernennen und einzusetzen, der sowohl die Süd- wie die Nordjemeniten zustimmen. Die neue Regierung wird dann das Land zu Neuwahlen führen.
Ein Plan voller Schwachstellen
Der Plan hängt davon ab, ob al-Hadi und seine saudischen Patrone ihm zustimmen, und er setzt auch voraus, dass ein neuer Vizepräsident gefunden werden kann, auf den beide Parteien sich einigen können, sowie darauf eine Regierung, von der das Gleiche gilt. Die Huthis und ihr Verbündeter, der ehemalige Präsident, können ihn zum Scheitern bringen, wenn sie darauf bestehen, dass eine ihnen zuneigende Persönlichkeit das entscheidende Amt des neu zu ernennenden Vizepräsidenten erhält, und das Gleiche gilt von der Seite al-Hadis und der saudischen Machthaber.
Das Gesicht der Saudis
Der Uno-Beauftragte hofft, dass das nominelle Verbleiben im Amt von al-Hadi, obwohl er seine Vollmachten an seinen Vizepräsidenten abtreten würde, genüge, um das Gesicht der Saudis zu retten. Sie hatten zu Beginn der Bombenaktion das Verbleiben al-Hadis im Präsidentenamt und seine Rückkehr nach Jemen als das Ziel ihres Eingriffes niedergelegt, und König Salman mit seinem Sohn und Zweiten Thronfolger, Mohammed, können es sich aus innenpolitischen Gründen nicht leisten, den Jemenkrieg, den sie ausgelöst haben, mit einem vollen Misserfolg abzuschliessen.
Die Emirate sind für den Friedensplan
Der Lösungsansatz ist dermassen komplex, dass es zweifellos viele Möglicheiten gibt, ihn fehlzuschlagen zu lassen. Vorläufig haben sich die Hauptbetroffenen noch nicht zu ihm geäussert. Die Regierung al-Hadis hat erklärt, ihr sei noch kein Plan zugekommen. Einen Lichtblick jedoch bietet die Aufnahme, die der Plan beim Aussenminister der Vereinigten Arabischen Emirate gefunden hat. Die Emirate sind der aktivste aller Verbündeten der Saudis in deren Jemen-Kriegskoalition, und sie haben daher ein Wort in den Jemen-Fragen mitzureden.
Der Aussenminister, Anwar Gargash, hat auf „Twitter“ erklärt, der Plan erlaube eine politische Lösung und es sei Zeit, dass eine solche für die Krise gefunden werde, welche die Logik der Gewalt und der Waffen im Jemen durch jene der Vernunft und des Dialogs ersetze. „Alle anderen Optionen sind düster!“, schloss er seine Stellungnahme.