Für die zweiten Asian Beach Games wurde die Sports City in Musannah, ein gigantisches Sportzentrum rund 150 Kilometer nordwestlich von Muskat, in nur 900 Tagen aus dem Boden gestampft. Die Anlage umfasst eine eigene Marina, ein 4 Sterne-Hotel mit 234 Zimmern, über 70 Apartments und die dafür notwendige Infrastruktur.
2.500 Arbeitskräfte standen rund um die Uhr im Einsatz. Man spricht von 12 Millionen geleisteten Arbeitsstunden. Ohne Pannen und Verzögerungen, ohne Budgetüberziehungen wurde das bisher grösste Projekt des Landes planmässig fertig. So konnten Anfang Dezember die Beach Games unter Anwesenheit wichtiger Minister, feierlich eröffnet werden konnte.
Der CEO von OMRAN, (Gesellschaft zur Entwicklung für tourismusbezogene Projekte, Investitionen und Management) Wael al Lawati, ist unendlich stolz. "Als wir das Projekt in seinem ganzen Ausmass vor uns hatten, fühlten wir uns überfordert. Wir hatten eine Deadline, die unter keinen Umständen überschritten werden durfte. Es gab einige Hürden, etwa beim Bau der Hotelanlage, die ja, wie die Marina auch, nach den Spielen weiter benutzt werden soll.“
Keine Hürden hingegen gab es bei der Finanzierung. Die Regierung (sprich: Sultan Qaboos) hat das nötige Kapital von etwa 200 Millionen Schweizerfranken und das benötigte Land (1 Million Quadratmeter) zur Verfügung gestellt. Auf die Hilfe von ausländischen Investoren war man nicht angewiesen. Was aber nicht heissen will, dass man generell etwas gegen Joint Ventures mit ausländischen Firmen hätte, ganz im Gegenteil. Doch in diesem Fall hat man aus Prestigegründen einen Alleingang gewagt. Allerdings haben viele ausländische Firmen von Aufträgen bei der Ausführung profitieren können.
Langfristiger Nutzen
Oman wird längerfristig in dreifacher Hinsicht von den zweiten Asian Beach Games profitieren. Besucher aus 45 Ländern haben das Sportereignis besucht. Das Fernsehen hat alle Spiele, von Volleyball über Skitsurfen bis zu Segelregatten, übertragen und in den höchsten Tönen gelobt.
Im Weiteren hat man viele Arbeitsplätze geschaffen. 200 Omanis haben hier eine feste Arbeit gefunden. Der grösste Nutzen aber liegt, wie Wael al Lawani betont, in der Nachhaltigkeit des Projekts.
„Wir haben mit Musannah City eine weitere grosse Feriendestination geschaffen. Nicht nur für ausländische Touristen, auch für die Omanis selbst. Sie bilden künftig einen rasch wachsenden Markt. Wir sind Experten für Tourismusentwicklung“.
Zunehmender Tourismus in Oman
Noch steigt die Mehrzahl der Passagiere auf dem Flug nach Muskat in Dubai aus. Das dürfte sich bald ändern, denn Oman hat mehr zu bieten als schwindelerregende Wolkenkratzer und Shopping Malls: Oman besitzt atemberaubende Landschaften, kulturelle Sehenswürdigkeiten, die zum Unesco Weltkulturerbe zählen, Höhlen, jahrtausendalte Wasserkanäle, über 3000 Meter hohe und beeindruckende Berge, Wadis (Oasen) die zu den schönsten und fruchtbarsten zählen. Ganz zu schweigen von den eindrücklichen „Wahiba Sands“, riesige Sanddünen in der Nähe von Ibri, oder der ganz grossen Wüste im Süden des Landes an der Grenze zu Jemen und Saudi Arabien: der Rub al Khali.
Mit brandneuen Jeeps von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit
Auch wenn im vergangenen Oktober schon gleich viele Deutsche nach Oman gereist sind, wie nach Spanien, rechnet man in Zukunft mit wesentlich mehr Besuchern. Und so wird denn überall tüchtig gebaut. Strassen, Hotels und Resorts mit Skit Surf Schulen und Tauchbasen.
Wo im Reiseführer von letztem Jahr noch keine Brücke vermerkt ist, steht sie heute. Wo noch kein Hotel erwähnt wird, beherbergt es jetzt schon die ersten Gäste.
Die 5 Sterne-Hotels sind fast ausschliesslich in der Hand von Reiseunternehmen, die dort ihre Gruppen einquartieren. Individualreisende hingegen haben oft nur eine Auswahl sehr bescheidener Hotels. Rucksack- und Billigtourismus soll denn auch kein Wachstumsmarkt sein. Oman hat ein anderes, betuchteres Publikum im Visier, das sich mit brandneuen, meist weissen 4x4 Jeeps auf neuasphaltierten Strassen von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit chauffieren lässt.
Ein Publikum, das sich nach vollgepacktem Tagesprogramm in den Pools der Luxus-Hotels schnell eine kleine Erfrischung gönnt. Das kann im moslemischen Oman auch ein kühles Bier oder ein Glas Wein sein. Am Ende der meist fünf- oder siebentägigen Strapaze verbringt es noch zwei Nächte am Meer, bevor es wieder in kühlere Breitengrade zurückreist.
Kluge Strategie
Die Rechnung könnte aufgehen. Allerdings ist es fraglich, ob die Infrastruktur mit dem schnell wachsenden Touristenstrom mithalten kann.
So restauriert man beispielsweise in der Nähe der gemütlichen Stadt Nizwa ziemlich lieblos, dafür mit beachtlichem Tempo, die alte Fortruine von Bahla. Auch die wachsende Zahl Tierinteressierter, die am Strand von Ras al-Jinz, unbedingt die grünen Riesen-Schildkröten beim Eierablegen beobachten möchte, könnte Probleme bringen. Aber das sind Ausnahmen. Oman hat ein gewaltiges Potential und hat es bisher glänzend verstanden, ähnliche Todsünden zu vermeiden, wie sie Spanien oder andere Länder begingen. Nicht zuletzt ist Oman auch wegen der gastfreundlichen und hilfsbereiten Bevölkerung ein so angenehmes und sicheres Reiseland.
All das haben die Macher von den zweiten Asian Beach Games im Hinterkopf gehabt, als sie die Strandspiele mit viel Pomp inszeniert haben.