Die Umweltthematik ist in der öffentlichen Wahrnehmung praktisch gleichgesetzt mit Klimaerwärmung. Ihr gelten die grossen Uno-Konferenzen. Sie ist Gegenstand des Meinungsstreits. Vor ihren Folgen fürchten sich immer mehr Menschen.
Umweltthemen sind komplex und global. Am Beispiel der Klimafrage haben wir dies wenigstens annähernd zu verstehen gelernt. Doch ob die Konsequenzen aus dem Verstehen rasch genug und in der nötigen weltweiten Dimension greifen werden? Man wagt sich kaum auszumalen, was auf die Welt zukommt, wenn es nicht gelingt.
Über der notwendigen Beschäftigung mit dem Weltklima sind andere, kaum weniger drängende Umweltprobleme fast in Vergessenheit geraten: Landwirtschaftliche Böden sind übernutzt, Wasserkreisläufe sind gestört oder versiegt, biologische Arten gehen in steigender Kadenz verloren, Fluten von permanenten Plastikabfällen okkupieren Meer und Land – die Aufzählung ist bei weitem nicht vollständig.
Angst sei ein schlechter Ratgeber, heisst es. Angesichts der Bedrohungen essentieller Lebensgrundlagen nichts zu fürchten wäre jedoch eine Verdrängungsstrategie, die uns den Gefahren erst recht auslieferte. Ein vernünftiger Umgang mit der Situation der Umwelt erfordert klare, schonungslose Information. Wenn diese zum Fürchten ist, müssen wir das eben aushalten – und nicht diejenigen beschuldigen oder desavouieren, die solche Informationen gewinnen und verbreiten.
Eine Gesellschaft, die es sich angewöhnen würde, Information einzig als Mittel zur Erzeugung geistigen Komforts und seelischer Wellness zu sehen, hätte schlechte Voraussetzungen für einen vernünftigen Umgang mit der Gefahr von Umweltkrisen. Leider scheint es, dass der Mensch stark dazu neigt, Unangenehmes auszufiltern. „Störende“ oder gar verstörende Informationen auszuhalten und klug zu verarbeiten ist eine Fähigkeit, die man sich regelrecht antrainieren muss.
In der Tat geht es beim Thema Umwelt um ein geistiges Überlebenstraining. Dieses muss uns fit machen für die Einsicht, dass die meisten der uns so sehr beschäftigenden Sachfragen – von Wirtschaft und Sozialem bis zu Gesundheit und Bildung – im Vergleich zur Ökologie auf lange Sicht sekundär sind. Das passt niemandem. Gerade deswegen müssen die wirklichen Prioritäten immer wieder aufgezeigt werden. Den Störenfrieden sei Dank!