Man kann ja manches gegen das immer noch ungebremste Überhandnehmen des Angelsächsischen im globalen Sprachgebrauch einwenden. Aber man muss zugeben, im englischen Sprachraum sind die Leute besonders innovativ beim Aushecken neuer sprachlicher Begriffe und Wendungen. Und solche Novitäten breiten sich dann wiederum überaus ansteckend auf andere Sprachregionen aus.
Die „New York Times“ informierte unlängst ihre Leser, manche Transsexuelle (oder Transgender, um die immer häufiger gebrauchte englischen Bezeichnung zu verwenden) legten Wert darauf, dass bei einer schriftlichen Anrede das Kürzel Mx. verwendet wird. Mx. gilt damit als neutrale Variante des schriftlichen männlichen (Mr.) oder weiblichen (Mrs./Ms.) Anrede-Kürzels. Mx. wird als „mix“ ausgesprochen, erfährt man.
Der Autor des Artikels ist bei der „New York Times“ zuständig für sprachliche Leitlinien im Redaktionsbetrieb. Er räumt ein, dass das Kürzel Mx. zwar eine gewisse Akzeptanz gewonnen habe, aber vielen Lesern und Journalisten noch nicht bekannt sei.
Doch das sprachliche Transgender-Problem geht noch weiter. Welches Pronomen soll in diesem Bereich verwendet werden? Einige Leute, so berichtet der Sprachbeauftragte der „Times“, plädierten dafür, das Pluralpronomen „they“ zu verwenden. Andere wiederum seien dafür, neue Transgender-Pronomen wie „ze“ oder „xe“ einzuführen.
Schliesslich noch zwei beruhigende Aspekte:
Erstens, man kann auch im Englischen das Mx.-Dilemma umschiffen, indem man als Anrede kein Kürzel verwendet und einfach den Vornamen und Familiennamen gebraucht. Also: Dear Martina Müller, oder Dear Martin Müller.
Zweitens, im Deutschen wird heute ohnehin kein Kürzel bei der korrekten schriftlichen Anrede oder bei der Adresse verwendet. Was die Anrede beim Briefanfang betrifft, so kann man ebenfalls die Variante Vorname plus Familienname anwenden, um dem Transgenderproblem auszuweichen.
Allerdings, wenn das so weitergeht mit der angelsächsischen Infizierung unserer Sprachgebräuche, so muss damit gerechnet werden, dass die schriftliche Genderfrage bald einmal auch in der deutschsprachigen Presse zum Thema wird – ähnlich wie bei de „New York Times“.