Der anstehende Kampf zwischen den dominierenden Schwergewichtsboxern der letzten Jahre, dem Briten Tyson Fury und dem Ukrainer Oleksander Usyk ist ein weiterer Höhepunkt im Boxsport. Gut ein halbes Jahr nach ihrem ersten Duell und dem Sieg des Ukrainers werden die beiden Athleten am 21. Dezember in einem Rückkampf erneut um die Krone im Schwergewichtsboxen kämpfen — und dabei sehr viel Geld verdienen.
Der Boxkampf zwischen Oleksandr Usyk und Tyson Fury am 18. Mai 2024 knüpfte an die früheren grossen Zeiten des Schwergewichtsboxens an, als regelmässig die besten Athleten und grossen Charaktere gegeneinander antraten. Nach einer langen Durststrecke standen sich mit Usyk und Fury wieder einmal zwei ungeschlagene Dominatoren im Schwergewichts-Boxen gegenüber, um die Krone im Schwergewichtsboxen unter sich auszumachen.
Der Ukrainer Usyk konnte dabei einen knappen Sieg gegen den Briten Fury erringen und sich zum unangefochtenen Schwergewichts-Champion krönen lassen, der alle Weltmeistertitel der relevanten Boxverbände hält. Im Schwergewichtsboxen hat es das zuvor letztmals im Jahre 1999 gegeben.
Am 21. Dezember kommt es nun zum Rückkampf zwischen den beiden Athleten. Das Duell wird wie der Hinkampf in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad stattfinden, seit kurzem das neue Mekka des Boxsports. Doch günstig sind solche Kämpfe nicht zu haben. Allein für den Rückkampf bezahlt die staatliche saudische Unterhaltungsbehörde den beiden Boxern laut Medienberichten je rund 85 Millionen Franken.
Ein knapper Sieg
Der Hinkampf zwischen Oleksander Usyk und Tyson Fury am 18. Mai 2024 zeigte, dass sich beide Athleten auf ähnlich hohem Niveau bewegen. Und beide Boxer hatten Chancen auf den Sieg. Für den Rückkampf gibt es deshalb auch keinen klaren Favoriten. Die Quoten der Wettbüros favorisieren Usyk nur leicht gegenüber seinem Kontrahenten Fury.
Der ehemalige Schweizer Profiboxer Stefan Angehrn sieht das ähnlich. «Beide haben das Potential, den Kampf zu gewinnen. Usyk ist der beste Boxer, den ich je gesehen habe, er kann einfach alles. Doch Fury ist ein Monster, er ist riesig und hat enorm lange Arme». Deshalb würde es Angehrn nicht überraschen, wenn Fury den Rückkampf gewinnt.
Im Hinkampf dominierte der Brite während mehrerer Runden mit seiner Masse, rund 120 Kilogramm bei 2.06 Metern Körpergrösse, und seinen langen Armen. Doch Usyk, der mit einer Grösse von 1.91 Meter ein eher kleiner Schwergewichtler ist, drehte das Geschehen in der neunten von zwölf Runden komplett herum.
Nach einem linken Haken des Ukrainers taumelte Fury benommen im Ring herum und wurde mit Schlägen eingedeckt bis der Ringrichter eingriff und den Briten anzählte. Doch Fury konnte sich erholen und kam wieder in den Kampf zurück, auch wenn er eine Niederlage nach Punkten nicht mehr abwenden konnte.
Provokationen und Gelassenheit
Im Interview im Boxring gleich nach dem Kampf bestritt Fury, gegen Usyk verloren zu haben. Vielmehr behauptet er, die Punktrichter hätten seinen Gegner wegen des Kriegs in seiner Heimat, der Ukraine, bevorteilt. Hinter dieser Aussage steht er bis heute. Damit ist der Brite einmal mehr seinem Ruf als Grossmaul gerecht geworden.
Oleksandr Usyk, der im Jahre 2022 für kurze Zeit die Boxhandschuhe gegen ein Gewehr eintauschte, um die ukrainische Hauptstadt Kiew gegen die russische Armee zu verteidigen, lassen die wiederholten Provokationen von Fury laut eigenen Aussagen kalt. Auch wenn das geniale Werbevideo zum Kampf eine Parodie über den gegenseitigen Verfolgungswahn der beiden Boxer ist, schafft es Fury anscheinend nicht, in den Kopf von Usyk einzudringen.
Es steht viel auf dem Spiel
Der abgeklärte Ukrainer — der bereits Olympiagold, zwei Siege bei Amateurweltmeisterschaften und alle relevanten Profi-Weltmeistertitel im Cruiser- und Schwergewicht im Palmarès hat — würde sich mit einem erneuten Sieg gegen Fury als ungeschlagener Profiboxer, der die stärksten Kontrahenten seiner Zeit besiegt hat, auf den Box-Olymp hieven. Bei einer Niederlage könnte er immerhin auf einen Sieg in einem entscheidenden dritten Kampf gegen Fury hoffen.
Fury dagegen muss den Rückkampf gegen Usyk gewinnen, um sich seine Chance zu bewahren, zu den besten Schwergewichtsboxern gezählt zu werden. Wiederholt hat sich der Brite ohne eine Spur von Ironie als bester Schwergewichtsboxer aller Zeiten oder seiner Ära bezeichnet. Mit zwei Niederlagen in Folge müsste er diesen Anspruch endgültig begraben.
Bei der Rivalität der beiden Athleten geht es um so viel, dass Stefan Angehrn sie als «eine Art Muhammad-Ali-gegen-Joe-Frazier-Duell der Neuzeit» bezeichnet. Die ganz grossen Schwergewichts-Boxkämpfe sind nach einer langen Durststrecke offensichtlich wieder zurück.