Dieses Label wurde 1969 von Manfred Eicher gegründet und umfasst mehr als 1'200 Titel. Unter diesem Label sind Jazzgrössen wie Chick Corea, Jan Garbarek, Keith Jarrett und zeitgenössische Komponisten wie Arvo Pärt versammelt. Der unverwechselbare Sound der ECM Produktionen und die Sorgfalt, die auch dem Typographischen gewidmet wird, brachten ECM zahlreiche Auszeichnungen ein, unter anderem 1986 den "Ehrenpreis der deutschen Schallplattenkritik", 2008 und 2009 "Produzent des Jahres" der Jazz-Zeitschrift "Down Beat". "Down Beat" verlieh Eicher zusätzlich im Jahre 2010 den Lifetime Achievement Award für "sein Lebenswerk".
Eine 90 minütige Filmdokumentation zeigt seine Arbeitsweise: Den behutsamen Umgang mit den Musikern, die zurückhaltende doch spürbare Präsenz während Proben und Aufnahmen, und gibt Zeugnis von seinem fast perfekten Gehör, das jede nicht ganz perfekte Nuance sofort aufspürt. Eicher dazu: „Ich habe mir das Hören antrainiert als ich beim Musikstudium in Berlin merkte, dass ich selbst nie so einen Klang produzieren könnte, wie den den ich suche und schätze.“ So hat er sich in den Dienst derer gestellt, die eben diesen hervorbringen können. Seine Künstler würdigen dies mit Vertrauen und Treue. Am Rande des Festivals konnte Dagmar Wacker mit Manfred Eicher sprechen.
Journal21: Wie finden sie Ihre Musiker?
Manfred Eicher: Ganz verschieden. Zum Beispiel wurde ich auf Colin Vallon, einen jungen Schweizer Pianisten, durch eine Kritik aufmerksam. Ich hörte sein Demoband an, war aber zunächst nicht beeindruckt. Nach Jahren hörte ich ihn nochmals und konnte erkennen, was das Besondere an seiner Musik war. Dann machten wir Aufnahmen. Vallon spielt übrigens auch am Jazzfestival Basel.
Nach welchen Kriterien wählen Sie denn Ihre Künstler aus?
Sie müssen persönliche Musik machen, etwas Eigenständiges haben, keinen Trends folgen oder andere Musiker nachahmen. Manchmal genügen mir zwei oder drei Töne, eine schöne Phrasierung, ein spezieller Anschlag, der mich aufmerksam macht. Das kann ein ganz unscheinbarer Musiker sein. Pat Metheney war zweiter Gitarrist bei einer Aufnahme, die ich mit Gary Burton machte. Ich hörte etwas Besonderes bei ihm und schlug ihm vor, eine Platte aufzunehmen.
Und der Rest ist Geschichte ...
Ja, so ist das oft, dass durch zufällige Begegnungen längerfristige Zusammenarbeit entsteht. Wenn man mit ausgefahrenen Antennen und offenen Augen durch die Welt geht, dann fällt einem das Eine oder Andere schon auf.
Suchen Sie denn eher Virtuosität oder Originalität, den musikalischen Einfall?
Virtuosität sicher nicht. Es ist Voraussetzung, dass jemand sein Handwerk beherrscht. Es ist die ganz eigene künstlerische Ader, das Eigen-Sinnige, was mich anzieht und mit dem ich arbeiten möchte.
Und das wird dann zum Eicher-Sound?
Der Sound bleibt der des Künstlers. Doch wir transformieren ihn in eine Klangskulptur, die dann der Hörer hört.
Wie wünschen Sie sich, dass Ihre Produktionen gehört werden?
Mit Aufmerksamkeit. Dass man sich wieder Zeit nimmt zuzuhören und sich auch auf Nuancen einlässt. Dass man die Ästhetik des Leiseseins, die vermittelt wird, auch annimmt.
ECM Artists heute Abend in der ‚Gare du Nord’ in Basel ab 19.30 das Bobo Stenson Trio und das Norma Winstone Trio.