Schon während der Ära Haas setzten die Zürcher Katholiken ihre Hoffnung auf eine Abspaltung von Chur. Seither liegt die Idee eines Bistums Zürich auf dem Tisch und erfährt bei jedem neuen Konflikt mit Chur neuen Auftrieb. Getan hat sich in der Sache jedoch bis anhin nichts. Bis vorige Woche Bischof Vitus Huonder quasi aus heiterem Himmel verlauten liess, er könne sich eine Abspaltung Zürichs und unter Umständen auch der Innerschweizer Kantone durchaus vorstellen. Woher dieser plötzliche Entschluss? Was verspricht sich der Bischof davon? Und was bedeutet er für die Katholiken des Kantons Zürich?
Auf den ersten Blick macht eine Aufteilung der viel zu grossen und heterogenen Diözese Sinn, und es scheinen alle Beteiligten davon zu profitieren: die Zürcher, weil sie damit auf einen Schlag den ungeliebten Bischof los sind, und der Bischof, weil er sich nicht länger mit den auf ihren staatskirchenrechtlichen Prinzipien beharrenden Zürchern herumschlagen muss. Gleichwohl ist Misstrauen geboten.
Die Schaffung einer Diözese Zürich wird in Rom und nicht in Chur entschieden. Welche Rechte sie einmal haben und wer ihr dereinst vorstehen wird, ist gänzlich ungewiss. Sicher ist nur: eine Mitsprache bei der Bischofswahl, wie sie in der Schweiz teilweise noch existiert, wird es nicht mehr geben. Mitreden wird höchstens der Nuntius in Bern, dessen erzkonservative Gesinnung für aufgeschlossene Zürcher Katholiken wenig Gutes verspricht.
Für Bischof Huonder hingegen könnte die Rechnung aufgehen, wenn es ihm gelingt, auf seinen demnächst anstehenden Rücktritt hin einen seiner Getreuen als Nachfolger zu portieren und damit das Rumpfbistum Chur endgültig zu jenem sektenähnlichen und von staatlicher Kontrolle weitgehend unabhängigen Hort der Rechtgläubigkeit zu machen, der ihm, wie schon seinem Vorvorgänger Wolfgang Haas, seit Jahren vorschwebt.
Träfe dieses Szenario zu, dann hätten nicht nur die Zürcher Reformierten Grund, sich der Schaffung eines Bistums Zürich ausgerechnet im Jubiläumsjahr der Reformation, 2019, zu widersetzen. Auch für die Katholiken selbst bestünde dann wenig Grund zum Jubeln.