Journalisten sind Mimosen. Jede Kritik an eigenen Werken nehmen sie übel und persönlich. Journalisten sind furchtbar kritisch, wenn es um die Arbeiten von Kollegen geht. «Nicht schlecht, aber natürlich hätte man da noch ...» ist das höchste Lob, das sie sich normalerweise abringen können. Beste Voraussetzungen, hier ein Eigenlob anzustimmen. Auf den Journal21-Autor Arnold Hottinger natürlich. Er vermittelt erfolgreich den Eindruck, dass er vielleicht nicht jedes Sandkorn persönlich, aber zumindest jeden Stamm in der arabischen Wüste kennt. Welch ein enzyklopädisches Wissen, gepaart mit Altersweisheit und Unaufgeregtheit. Während die meiste übrige Berichterstattung zwischen Diktator und Freiheitskämpfern unterscheidet und gelegentlich auf drohenden Fundamentalismus hinweist, liefert Hottinger Einordnungen, Hintergründe, Analysen. Sei das in Libyen, Ägypten, Syrien oder Tunesien. Vertrauen ist nicht nur in der Finanzwelt entscheidend. Hottinger muss man lesen, weil er Vertrauen erweckt. Weil er einen trittsicher durch die Wüsten des Kannitverstan führt, die für uns die arabisch-islamische Welt darstellt. Was für ein Leuchtturm in finsteren Zeiten. Nach dieser respektvollen Verneigung muss natürlich noch Kritik kommen. Wer Hottinger liest, bekommt das kalte Grausen, wenn er ihn mit dem meist hingeschluderten, hingegoogelten Geschreibsel in der übrigen Presse vergleicht. Immer nach dem Prinzip: Gestern passiert, heute im Blatt, morgen zu recht vergessen. (René Zeyer)