Meinungsumfragen sind in Grossbritannien mit grösster Vorsicht aufzunehmen. In kaum einem andern Land lagen die Meinungsforschungsinstitute immer wieder deutlich daneben.
Dennoch: Die jüngsten Umfragen zeigen seit wenigen Tagen einen Meinungsumschwung. Bis zum Wochenende lagen die EU-Befürworter knapp vorn. Jetzt wurden sie von den EU-Gegnern überholt.
Die Abstimmung findet am 23. Juni statt.
Fast täglich werden jetzt im ganzen Land Befragungen durchgeführt, deren Ergebnisse zum Teil klar voneinander abweichen.
Als Referenz gilt der sogenannte "Brexit Poll Tracker" der Wirtschaftszeitung Financial Times (FT). Er fasst alle wichtigen Meinungsumfragen der grossen Institute zusammen und ermittelt einen Mittelwert. Die renommierte FT nennt diesen Poll Tracker "Poll of Polls".
Ende letzter Woche zeigte der Brexit Poll Tracker noch eine Mehrheit von 45 : 42 Prozent für ein Verbleiben in der EU. Jetzt ist es umgekehrt: 45 Prozent der Briten wollen die EU verlassen, 42 Prozent wollen bleiben. (Stand: Montagabend 18.00 Uhr)
Die beiden jüngsten im Poll Tracker berücksichtigten Umfragen, die an diesem Montag vom Institut ICM durchgeführt wurden, sagen 49-50 Prozent "leave" und 44-45 Prozent "stay".
Von den im Juni durchgeführten und vom Poll Tracker berücksichtigten zehn Umfragen verschiedener Institute weisen acht eine teils klare Nein-zur-EU-Merheit aus. Die Samples bewegen sich zwischen 3'000 und 800 Befragten.
Die Befürworter der EU hoffen jetzt, dass sich die Meinungsforschungsinstitute wieder derart blamieren, wie sie sich bei den Unterhauswahlen vor gut einem Jahr blamierten. Oder dass am Schluss die Angst vor einer ungewissen Zukunft doch überwiegt.
(J21/hh)