Für diese Reform ist es zu spät. Aber da allenthalben behauptet wird, die Abstimmung über die „Altersvorsorge 2020“ sei eigentlich nur dazu da, um Luft und Zeit für eine nachhaltige Lösung zu gewinnen, darf man sich bereits jetzt Gedanken zur nächsten Revision machen.
Dass die arbeitende Bevölkerung für die nicht-mehr-arbeitende Bevölkerung sorgt, ist ein schöner Gedanke, der in der Zeit der fortschreitenden Industrialisierung entstanden ist. In der Zwischenzeit sind wir jedoch im Internet- und Roboterzeitalter angelangt. Roboter übernehmen immer mehr Arbeiten. Was liegt näher, als diese „Kerle“ ebenfalls ihren Beitrag zur Altersvorsorge leisten zu lassen.
Viele Politiker erkennen richtig, dass es schwierig wird, wenn zwei anstatt vier Personen für einen Rentner aufkommen müssen. Ohne Verzicht gehe gar nichts. Aber es ist nicht in Stein gemeisselt, dass dem so sein muss. Für zwei Personen und einen Roboter sieht die Rechnung schon ganz anders aus.
„In der Schweiz arbeiten so viele Roboter wie noch nie“, lautet der Titel eines Artikels in der „Handelszeitung“. Jährlich nehme die Anzahl Roboter, die in Betrieb genommen werden, um über zehn Prozent zu. So die International Federation of Robotics IFR.
Wenn sich Politiker zur AHV äussern, geht es stets um Beitragssätze, Rentenhöhen und Rentenalter. Natürlich beschäftigt sich die Politik auch mit der Digitalisierung und Automatisierung der Wirtschaft. Allerdings scheinen diese Diskussionen in einer anderen Box stattzufinden. Sie bleiben ohne Auswirkung auf die Diskussion um die Sicherung der Renten. Notwendig wäre es aber, sich grundlegende Gedanken zum System und den veränderten Umweltbedingungen zu machen.
Roboter erbringen heute schon enorme Arbeitsleistungen. Es würde volkswirtschaftlich Sinn machen, wenn Automaten Beiträge zur AHV leisteten. Roboter, welche die Altersvorsorge mitfinanzieren, tragen dazu bei, die Kaufkraft jener zu erhalten, welche letztlich die von Robotern produzierten Produkte kaufen. Diese Lösung trägt somit nicht nur zur Sicherung der AHV, sondern gleichzeitig auch zur Stabilisierung der Konjunktur bei.
Wer das nicht nachvollziehen kann, stelle folgendes Gedankenexperiment an: Nehmen Sie an, alle Waren und Dienstleistungen würden von Robotern produziert. Die Menschen hätten keine Arbeit mehr. Solange die Roboter den Menschen den Konsum finanzieren, wäre das volkswirtschaftlich kein Problem. Kritisch würde es erst, wenn die Roboter mit den Menschen nicht teilen wollten. Da Roboter weder Zahnbürsten noch Autos brauchen, würde die Wirtschaft in kürzester Zeit kollabieren.
Es gibt übrigens einen guten Grund, diese Diskussion nicht auf die lange Bank zu schieben. Die Roboterdichte beträgt heute gemäss IFR 69 Roboter pro 10’000 Arbeiter und Angestellte. Dieses Verhältnis verändert sich Jahr um Jahr zugunsten der Roboter. Heute eine politische Veränderung herbeizuführen, dürfte viel einfacher sein als zu einem Zeitpunkt, da die ganze Wirtschaft weitgehend roboterisiert sein wird.