Die Franzosen benutzen ein einprägsames Bild, wenn sie die Sprache vieler ihrer Politiker charakterisieren wollen: Langue de bois werde da geredet, hölzerne Sprache mit hölzerner Zunge. Sperrig statt geschmeidig. Langue de bois der schlimmsten Art war am vergangenen Wochenende vor allem aus Deutschland zu hören, wo sich Sieger und Verlierer am überraschenden Wahlresultat von Nordrhein-Westfalen abarbeiteten.
Parteienvertreter, Minister(innen), ob rechten, linken oder grünen Glaubens droschen in den subito anberaumten Talkshows Stroh, bewarfen sich gegenseitig mit leeren Worthülsen. Wie ferngesteuerte Roboter warteten sie auf ihre Einsätze, um ideologisch aufgeladene Parteiparolen loszuwerden, egal, ob die nun ins „Gespräch“ passten oder nicht. Es ist diese (Un)art von nur noch am Machtpoker orientierten Politgerede, die für zunehmende Verdrossenheit der Menschen gegenüber den etablierten Parteien sorgt. Das hat mit den Menschen, die erreicht werden sollen, kaum etwas zu tun, man kann es nicht mehr hören.
Passender Zufall, dass am gleichen Sonntag im Pariser Elysée einer vereidigt wurde, der die Zeichen der Zeit erkannt zu haben scheint und mit Taten, aber auch mit Worten Änderungen herbeiführen möchte. Ob sie gelingen? Das hängt von den Franzosen ab, die Emmanuel Macrons versprochenen neuen Kurs im Juni lancieren oder stoppen können. Er will aus dem ideologisch zugemauerten Links-rechts-Schema hinaus, will sich aus dem Würgegriff etablierter Parteien befreien, um unvoreingenommen auf das reagieren zu können, was auf ihn zukommt.
Das Momentum hat er für sich, Wunder kann er nicht vollbringen. Die Dynamik, die er in die französische Politlandschaft hineingebracht hat, möchte er bekanntlich auf ganz Europa ausdehnen. Was ebenso nützlich wie nötig wäre.