Der Rechercheverbund von „Süddeutscher Zeitung“, NDR und WDR hat es mit den „Panama Papers“ soeben vorgemacht: Es gibt in Zeiten der Medienkonvergenz ein Potenzial für intensivere Zusammenarbeit, auch und gerade zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Medien. Wie wir in einer neuen Studie zeigen können, besteht zumindest in der Schweiz bei privaten Medienhäusern beträchtliches Interesse an mehr Kooperation mit der SRG/SSR, die dort als „Service public“ den TV-und Radiomarkt stärker dominiert, als das in Deutschland ARD und ZDF tun. Für solche Public Private Partnerships gibt es auch in anderen Ländern Vorbilder.
Zusammenarbeit muss aber so gestaltet werden, dass sie nicht den Wettbewerb verzerrt und transparent ist: Statt einer Werbeallianz mit mächtigen Bundesgenossen, wie sie die SRG/SSR kürzlich mit dem Telekommunikationsriesen Swisscom und dem Medienkonzern Ringier eingegangen ist, würden projektbezogene, befristete Kooperationen mit wechselnden Partnern eher dem öffentlich-rechtlichen Auftrag dienen. Zu favorisieren wären kleinere Unternehmen und Start-ups. Vielfältige Kooperationsprojekte sind besser als wenige große, die zwangsläufig zu Kartellen führen.
Private Medien sollen von öffentlich-rechtlichen profitieren können
Konkret schlagen wir vor, Video- und Audiobeiträge öffentlich-rechtlicher Sender, die wir ja alle mit unseren Gebühren bezahlt haben, stärker zu nutzen. Auch andere Medienunternehmen sollen sie weiterverbreiten können. Die Archive der Öffentlich-Rechtlichen wären entsprechend zu öffnen. Außerdem ließe sich in der Aus- und Weiterbildung sowie in der Medienforschung enger zusammenarbeiten. Vorbild für redaktionelle Kooperationen könnte ProPublica sein: Diese stiftungsfinanzierte Investigativ-Redaktion in New York, die gerade ihren dritten Pulitzer-Preis gewonnen hat, sucht sich für ihre Enthüllungsprojekte die bestgeeigneten Recherchepartner.
Die Kolumne von Prof. Stephan Russ-Mohl ist zuerst im Berliner "Tagesspiegel" erschienen