Präsident Trump will, wie er am Mittwoch twitterte, in den nächsten Tagen die Katze aus dem Sack lassen. Geht er raus aus dem Pariser Klima-Abkommen von 2015, wie er im Wahlkampf versprochen hat? Oder macht er einen Rückzieher? Da er primär für seine Unterstützer (und seine Familie) Politik macht, ist das Festhalten am Ausstieg der USA aus „Paris“ trotz mahnender Stimmen in seinem Umfeld die wahrscheinlichere Variante.
Mit den zu erwartenden Protesten wird Trump leben können. Dies nicht nur, weil ihm der – für ihn viel wichtigere – gleichzeitige Applaus seiner Fans sicher wäre. Ebenfalls zu Trumps Gunsten würde sich die bescheidene Mobilisierungskraft der Klima-Aktivisten auswirken. Die heraufziehende Katastrophe lässt ja immer noch die meisten Menschen kühl.
Kein Wunder, denn Kassandra ist heute überbeschäftigt. Sie muss ständig von so vielen verschiedenartigen Bedrohungen reden, dass die Warnungen sich abnützen. Geht es um Gesundheitsrisiken, Verkehrskollaps, Überlastung der Altersvorsorge, Arbeitsplatzverluste oder direkte Umweltschäden, so kann das Publikum sich die Folgen einigermassen vorstellen. Das ist beim Klimawandel viel schwieriger. Erstens kann dieser zum Preis einer Exotenposition immer noch grundsätzlich geleugnet werden. Zweitens sind alle klimatologischen Voraussagen ziemlich unpräzis. Und drittens ist es unmöglich, sich von den Wirkungen der allgemeinen Erwärmung heute schon ein deutliches Gesamtbild zu machen.
Wahrscheinlich wird Trump Obamas Verpflichtung der USA auf den in Paris ausgehandelten Welt-Klimavertrag zurücknehmen. Im Kampf hinter den Kulissen geht es vermutlich darum, ob dies in harter oder eher weicher Form geschehen solle. Ein völliger Rückzug des Rückzugs, sprich: die konsequente Einhaltung des Pariser Vertrags, käme für Trump einem erneuten Misserfolg gleich. Man macht sich wohl besser darauf gefasst, dass er für einmal ein Wahlkampfversprechen in Taten umsetzt.