Der Titel „Neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie“ klingt auf den ersten Blick unverfänglich. Dass es um den Regenwald und die indigenen Völker Amazoniens schlecht steht, ist bekannt, dass die katholische Kirche sich für ihren Schutz einsetzen will, mehr als nur nötig. Doch hinter dem Begriff „Neue Wege für die Kirche“ verbirgt sich noch etwas anderes. In der Amazonas-Region herrscht massiver Priestermangel. In manchen Gegenden kommt noch einmal im Jahr ein Geistlicher vorbei, um die Messe zu lesen. Das kirchliche Leben versiegt. Scharenweise laufen deshalb die Gläubigen zu den attraktiveren Freikirchen über. In der Region zeichnet sich ab, was der katholischen Kirche auch andernorts blühen könnte.
Erklärtes Ziel der Amazonas-Konferenz ist es deshalb, Mittel und Wege zu finden, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Lösungsansätze gibt es. Von regionalen Sonderregelungen ist die Rede, von der Priesterweihe verheirateter Männer, von Ämtern für Frauen und unter Umständen vielleicht sogar der Abschaffung des Pflichtzölibats. Doch die Hoffnung auf deren Zulassung ist klein. Denn wo ein Präzedenzfall ist, besteht die Gefahr, dass er Schule macht und die Ausnahme über kurz oder lang zur Regel wird. Kirchenspaltung und Erodierung des klerikalen Systems wären die logische Konsequenz. Davor aber hat man in Rom panische Angst und ist deshalb lieber bereit, die Eucharistie zu opfern, als am ehernen Gesetz des Pflichtzölibats zu rütteln.
Drei Wochen haben die 283 Bischöfe, Sachverständigen und Beobachter nun Zeit, sich den Kopf über die Zukunft der eigenen Institution zu zerbrechen. Zu sagen haben sie jedoch am Ende nichts. Denn am Ende entscheidet der Papst. Und ob dieser den Mut haben wird, den Bruch mit der Tradition zu wagen, ist mehr als fraglich. Schliesslich hat er eben erst dem Diakonat für Frauen eine Absage erteilt und sich nicht einmal dazu durchringen können, den an der Synode teilnehmenden Ordensschwestern das Stimmrecht zu erteilen. Ein schlechtes Omen für die Zukunft der Weltkirche, die zur Zeit vor einer der grössten Zerreisproben ihrer jüngeren Geschichte steht.