Am 25. November wird wieder abgestimmt. Entscheiden tun diejenigen, die nicht mehr lange mit den Resultaten leben müssen. Die Jungen dürfen nicht.
Journal21.ch will die Jungen vermehrt zu Wort kommen lassen. In der Rubrik „Jugend schreibt“ nehmen Schülerinnen und Schüler des Zürcher Realgymnasiums Rämibühl regelmässig Stellung zu aktuellen Themen.
Cyrill Dankwardt ist 16 Jahre alt und lebt in Zürich. Er besucht die vierte Klasse des Realgymnasiums Rämibühl und interessiert sich unter anderem für Geschichte und Politik.
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Nein, machen wir uns nichts vor: Wenn man von Rentnern am Steuer hört, kriegt man gleich ein mulmiges Gefühl. Nicht einmal die Devise «Ich bin schon Auto gefahren, da warst du noch gar nicht geboren!», mag unser durch den merkwürdigen Fahrstil verstimmtes Gemüt besänftigen. Aus irgendeinem Grund braucht man ja ein ärztliches Attest, um mit 75 noch aufs Gaspedal treten zu dürfen. Wenigstens sitzen in der Politik die Jüngeren am Steuer. Oder?
Die Gesellschaft altert. Steigende Lebenserwartung und sinkende Geburtenraten lassen das Machtverhältnis Stück für Stück in Richtung Alters- und Pflegeheim absacken. Aber macht das wirklich einen Unterschied? Durchaus! Gehen wir von der Tatsache aus, dass 70-Jährige anders denken als 20-Jährige. Das leuchtet ein. Weshalb soll man sich mit dem Einstieg ins Berufsleben befassen, wenn man es schon längst hinter sich hat? Und wie sieht das Bildungssystem der Zukunft aus? Die jetzigen Rentner haben keinen Grund, sich damit auseinander zu setzen.
Dabei sind die nachfolgenden Generationen diejenigen, die die Suppe auslöffeln müssen. Die Steine, die ihnen die Alten an der Urne in den Teller legen, liegen schwer auf. Wenn von den Alten nur noch Erde und Erinnerungen geblieben sind, ist es die Jugend von heute, die immer noch an den Entscheidungen von heute zu nagen hat. Warum sollte sie nicht mitbestimmen dürfen? Sollten es nicht ihre Themen, ihre Anliegen und ihre Perspektiven sein, die nicht nur Schule, sondern Politik machen? Oder sollten sie nicht wenigstens mehr gewichtet werden?
Eine Lösung wird gesucht. Man könnte zum Beispiel eine Altersgrenze in der Politik einführen. Ab 70 keinen Urnengang mehr. Oder nur noch sehr stark eingeschränkt. Wer wählt, muss wie beim Autofahren ein Attest besitzen. Man muss beweisen können, dass man geistig noch fit genug ist, um zur Urne zu gehen. Aber aufgepasst: Dadurch verhindert man die Bevormundung nicht, man verschiebt sie allerhöchstens. Man schliesst ganze Altersklassen vom politischen Prozess aus, um dasselbe bei anderen zu verhindern. Nein: Diese Idee geht folglich nicht auf. Wir wollen den Rentnern ihr Wahlrecht nicht wegnehmen, denn nichtsdestotrotz sind die Alten ein wichtiger Bestandteil unserer Politik.
Die Seniorinnen und Senioren haben die Folgen wichtiger Abstimmungen am eigenen Körper erlebt. Wir brauchen und schätzen ihre Erfahrungen und ihre Ansichten, ihre Meinungen und ihre Themen. Genauso wie wir auch die Erfahrungen, Ansichten, Meinungen und Themen aller anderen gesellschaftlichen Gruppen in der Politik brauchen. Allen voran die der Jugend.
Legen wir also kein Höchstalter fest. Senken wir es! Wahlrecht ab dem 16. Lebensjahr! Zwar sagen viele, mit 16 sei man noch nicht reif genug. Aber mit 16 ist man mit der obligatorischen Schulzeit fertig, und viele machen eine Lehre und sind bereits Teil des Berufslebens. Und auch diejenigen, die weiterhin in die Schule gehen, haben sich ihre Weichen gestellt und befassen sich mit gesellschaftspolitischen Themen. Anstatt Menschen auszugrenzen und zu bevormunden, würde man sie durch die Ausweitung des Wahlrechts mit ins Boot holen. Dadurch würden die Themen und Positionen der Jugend an Bedeutung gewinnen.
«Unnötig», munkelt so mancher, «die gehen sowieso nicht wählen!» Ist es tatsächlich nötig, einer ganzen gesellschaftlichen Gruppe das Wahlrecht zu verweigern, mit der Begründung, es könnte allenfalls zu wenig genutzt werden? Wo liegt das Risiko, wenn man es den 16- und 17-Jährigen zugesteht? Spätestens jetzt kreischen alle: «Fehlentscheide!» Das würde heissen, dass bei einer Abstimmung der grösste Teil der Bevölkerung «falsch» abstimmt und die Meinung der überstimmten Minderheit hingegen die einzig «richtige» wäre. Das ist kein sehr reifes Verständnis von Demokratie. Es gehört zur Demokratie, dass der Souverän entscheidet, selbst dann, wenn einzelne Entscheidungen im Nachhinein bereut werden. Und das ist auch gut so. Daran ändern auch die 16- und 17-Jährigen nicht viel.
Fassen wir zusammen: Um die Überalterung in der Politik zu stoppen, muss das Wahlalter gesenkt werden. Mit 16 Jahren ist man ebenso fähig abzustimmen wie die Stimmberechtigten jeden anderen Alters. Die Risiken, wenn man überhaupt von solchen sprechen kann, sind minimal. Erwachsene, seid mutig: Gebt uns das Recht zu wählen! Wir sind ein wichtiger Teil der Bevölkerung und wir sind die Zukunft. Was uns heute bewegt, wird die Welt von morgen bewegen.
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Verantwortlich für die Betreuung der jungen Journalistinnen und Journalisten von „Jugend-schreibt“ ist der Deutsch- und Englischlehrer Remo Federer ([email protected]).
Weitere Informationen zum Zürcher Realgymnasium Rämibühl unter www.rgzh.ch