So lauten die Fragen, die derzeit die Runde machen – nicht nur in Rom, sondern überall dort, wo Katholiken leben und Medienleute sich für ihre Belange interessieren.
Dabei gehen die Meinungen weit auseinander: Die einen wünschen sich nach einem polnischen und einem deutschen endlich wieder einen italienischen Papst: zum einen, weil dies über Jahrhunderte bewährte Tradition war, zum andern aber auch, weil man einem Italiener am ehesten zutraut, es mit dem römischen Machtapparat aufnehmen zu können.
Kein Italiener soll es mehr sein und überhaupt kein Europäer, sagen die andern und halten fest, dass heutzutage die Mehrheit der Katholiken ausserhalb Europas beheimatet ist und es an der Zeit wäre, endlich einen Vertreter aus Afrika, Lateinamerika oder Asien auf den Stuhl Petri zu erheben.
Keine Illusionen
Aber nicht nur über die Herkunft herrscht Uneinigkeit, sondern auch über das Alter und die dogmatisch Ausrichtung: Jung muss er sein, der nächste Papst, lautet die Forderung vieler, und eine starke Hand sollte er haben, um all die Reformen anpacken zu können, die so dringend anstehen. Dies wiederum ist all jenen ein Graus, die an ihren Machtpositionen hängen und möglichst nichts am bestehenden System geändert haben möchten. Wenn Mitte März das Kardinalskollegium zum Konklave zusammentritt, werden die Wahlmänner all dies zu bedenken haben.
Aber welche Rolle spielen diese Kriterien überhaupt? Und worauf kommt es in Tat und Wahrheit an? Wer sich vom nächsten Papst Reformen verspricht und hofft, es könnten die zentralistischen Machtstrukturen aufgebrochen werden und sich im Hinblick auf die drängenden Fragen des Zölibats, der Frauenordination sowie der Ökumene endlich etwas bewegen, der sollte sich angesichts der Nachfolge von Papst Benedikt XVI. allerdings keine allzu grossen Illusionen machen.
Was der Papst mitbringen muss
Weder das Alter noch eine aussereuropäische Herkunft bieten Gewähr dafür, dass ein Kandidat reformfreudig ist. Ja, es ist fraglich, wie viel Reformwille überhaupt in dem Wahlgremium vorhanden ist. Denn schliesslich besteht es aus Männern, die ausnahmslos von den beiden letzten Päpsten ernannt worden sind und sich folglich mehr oder weniger auf deren Kurs bewegen.
Viel wichtiger als Alter, Herkunft oder auch dogmatische Ausrichtung dürfte deshalb die Persönlichkeitsstruktur des künftigen Amtsinhabers zu sein. Ein Papst, der in der Kirche mehr sein will als ein dekoratives Aushängeschild, braucht Führungsqualitäten, Durchsetzungsvermögen, Verhandlungsgeschick und Kommunikationstalent. Und er braucht einen starken Glauben, der ihn auch dann trägt, wenn es um ihn herum menschlich-allzu menschlich zugeht. Ein feinsinniger Akademiker, wie der ehemalige Theologieprofessor Joseph Ratzinger einer war, ist auf dem Stuhl Petri zur jetzigen Zeit hingegen eher fehl am Platz
Der Vatikan als Intrigantenstadel
Papst Benedikt XVI. ging es primär um die Bewahrung des Glaubens, um die Aufrechterhaltung von Werten und um die Einhaltung der reinen Lehre im Kampf gegen Säkularisierung, Gleichgültigkeit und postmodernem Relativismus. An internen Reformen war er entweder nicht interessiert oder er bekam sie nicht in den Griff, weil er dem Intrigantenstadel namens Vatikan von seiner ganzen Art her nicht gewachsen war.
Was also ist vom kommenden Papst zu erwarten? Alles und nichts. Nichts, weil ein Einzelner gegen den zentralistischen Machtapparat kaum etwas auszurichten vermag, und gleichzeitig alles, weil ein Konklave stets für eine Überraschung gut ist und man nie voraussagen kann, was ein Kandidat, wenn er denn einmal gewählt ist, aus seinem Amt auch tatsächlich macht.