Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) veröffentlicht heute ihren Bericht über das laufende Jahr. Er konstatiert in vielen Regionen der Welt eine zunehmende, oft tödliche Gewalt, mit der Medienschaffende an der Ausübung ihres Berufs gehindert werden.
54 Medienschaffende wurden dieses Jahr in Ausführung ihres Berufs getötet, 31 von ihnen in Gebieten, in denen kriegerische Konflikte im Gang sind. Ein Drittel aller 2024 umgekommenen Journalistinnen und Journalisten wurde dabei von der Israelischen Armee getötet. Dies gibt die internationale Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) in ihrer aktuellen Jahresbilanz bekannt.
Hoher Blutzoll
Gaza ist laut RSF der weltweit gefährlichste Ort für Journalistinnen und Journalisten. Fast 30 Prozent aller Opfer hätten dort ihr Leben verloren, und zwar seien sie von der israelischen Armee getötet worden. RSF sei daran, diese Fälle zu untersuchen, um gezielte Tötungen von Medienschaffenden zu identifizieren und zu verurteilen. Zudem habe die Organisation beim Internationalen Strafgerichtshof ICC in Den Haag vier Beschwerden wegen an Journalistinnen und Journalisten begangenen Kriegsverbrechen eingereicht.
Süd- und Südostasien sei die für Medienschaffende zweitgefährlichste Region der Welt. So seien in Pakistan im laufenden Jahr sieben und im Kontext der Proteste in Bangladesch fünf Medienleute getötet worden.
Gefangennahme als Mittel der Repression
Journalistische Arbeit wird häufig kriminalisiert und bedroht. RSF weiss von 550 inhaftierten Journalistinnen und Journalisten; das ist 2024 eine Zunahme von 7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dabei tut sich vor allem Israel unrühmlich hervor. Hier sind mit Abstand am meisten neue Inhaftierungen von Journalistinnen und Journalisten dokumentiert. Nach 17 neuen Festnahmen im Jahr 2024 sind im Land 41 Medienschaffende inhaftiert.
Die vier grössten Gefängnisse für Journalistinnen und Journalisten im Jahr 2024 sind China (124 Inhaftierte, darunter 11 in Hongkong), Myanmar (61 Inhaftierte), Israel (41 Inhaftierte) und Belarus (40 Inhaftierte). Auf diese vier Länder zusammen entfallen mehr als die Hälfte aller weltweit eingesperrten Medienschaffenden.
Die Inhaftierung von Medienschaffenden stellt laut RSF ein Mittel der Repression dar, das insbesondere im Kontext von Russlands Angriffskrieg in der Ukraine oder beim Krieg im Gazastreifen zur Anwendung komme. Bei vielen Inhaftierten stehe ein Urteil noch aus. Russland (38 Inhaftierte) beispielsweise benutze die Haft, um unabhängige russische (19) und ukrainische (19) Journalisten zum Schweigen zu bringen.
Meist ungestrafte Gewalttaten
RSF beklagt auch, dass Medienschaffende häufig Opfer von Geiselnahmen seien. Im Jahr 2024 hat die Organisation 55 Fälle dokumentiert. Die Mehrzahl davon entfällt auf Syrien – wo es nun allerdings nach dem Fall des Assad-Regimes Hoffnung gibt.
Von den fast hundert vermissten Journalistinnen und Journalisten in 34 Ländern fehlt bis heute jede Spur. Mehr als ein Viertel der Fälle hat sich in den letzten zehn Jahren ereignet. Besonders berüchtigt ist Mexiko. Ein Drittel der Vermissten ist in diesem Land verschwunden. Die jüngsten Fälle haben sich in Burkina Faso, in Nicaragua, in Russland und in Syrien ereignet.
Die Gewalt gegen Medienschaffende, die sowohl von Regierungen wie von irregulären bewaffneten Gruppierungen ausgeht, bleibt fasst immer ungestraft. RSF setzt sich für die Aufklärung der Tötungsdelikte und für Unterstützung von Verfolgten und Inhaftierten ein. Thibaut Bruttin, Generaldirektor von RSF, schliesst seinen persönlichen Aufruf zur Jahresbilanz 2024 wie folgt: «Diejenigen zu beschützen, die uns informieren, bedeutet, die Wahrheit zu beschützen.»