Präsident Putin will Andrej Troschew zum Nachfolger von Jewgeni Prigoschin ernennen. Troschew, in Russland «Grauhaar» (Sedoy) genannt, hat sich während der grausamen Operationen der Wagner-Gruppe in Syrien einen Namen gemacht.
Putin hatte den Wagner-Söldnern «vorgeschlagen», dass Troschew ihr neuer Chef wird. Dies erklärte der Kreml-Chef in einem Gespräch mit der Zeitung «Kommersant». Über den Verbleib und das Schicksal von Prigoschin herrscht weiterhin Unklarheit. Am Samstag veröffentlichte die Wagner-Gruppe ein offenbar neues Foto ihres Ex-Kommandanten, das ihn in Unterhosen auf einem Bett sitzend zeigt.
Ein grosser Teil der Truppen von Prigoschin soll sich in Belarus befinden. Am Samstag ist laut dem britischen Militärgeheimdienst ein Wagner-Kontingent in einem Militärcamp in Belarus angekommen. Möglich ist, so der Geheimdienst, dass Wagner-Söldner ihre bereits starke Präsenz in mehreren afrikanischen Staaten ausbauen – dies mit Unterstützung des Kremls.
Putin hatte Prigoschin und mehrere Dutzend hochrangige Wagner-Kämpfer fünf Tage nach der gescheiterten Rebellion getroffen. Dabei hat er laut Medienberichten vorgeschlagen, dass die Söldner weiterkämpfen sollen, künftig unter dem Befehl von Troschew.
Wer ist Troschew?
Der 1953 in Leningrad geborene Troschew ist ein russischer Oberst im Ruhestand. Er war laut Recherchen der EU und Frankreichs Gründungsmitglied und Exekutivdirektor der Wagner-Gruppe.
Im Zusammenhang mit dem Krieg in Syrien hatten die EU und Grossbritannien im Dezember 2021 Sanktionen gegen ihn verhängt.
Troschew hatte mit seiner teils grausam vorgehenden Truppe das syrische Regime von Baschar al-Asad unterstützt. «Andrej Troschew ist direkt an den militärischen Operationen der Wagner-Gruppe in Syrien beteiligt», heisst es in der Einschätzung der EU und Grossbritanniens. «Er war insbesondere in der Gegend von Deir ez-Zor beteiligt.» Als solcher habe er «einen entscheidenden Beitrag zu den Kriegsanstrengungen von Baschar al-Asad geleistet». Ohne die Wagner-Söldner hätte Asad den Krieg wohl kaum gewonnen.
Mit Nazis gegen «Nazis»
Um die «Entnazifizierung» der Ukraine voranzutreiben, setzt Putin auch auf überzeugte Nazis. Zu Troschews engen Mitarbeitern gehört der 1970 geborene und in der Ukraine aufgewachsene Neonazi Dmitri Utkin. An seiner ideologischen Überzeugung scheint es keine Zweifel zu geben. Er, ein ehemaliger Soldat, war der Gründer der Wagner-Gruppe. Er war es, der der paramilitärischen Gruppe den Namen «Wagner» gab – in Anspielung auf Richard Wagner, des Lieblingskomponisten von Hitler. Utkin gilt als Freund von Putin.
Auf seine Haut hat er Siegrunen der Waffen-SS und einen Reichsadler mit Hakenkreuz tätowieren lassen. Während der Besetzung der ostukrainischen Oblaste Luhansk und Donezk wies er seine Kämpfer an, Helme zu tragen, die jener der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg nachgebildet sind. Tätig war er in der Zentralafrikanischen Republik, im Sudan und in Libyen. In Syrien befehligte er über tausend Mann. Gemäss russischen Medien war er auch Direktor eines Gastronomie-Unternehmens, das Prigoschin gehörte.
Die USA hatten Utkin 2017 auf die Sanktionsliste des Finanzministeriums gesetzt.
Ebenfalls zu Troschews Mitarbeitern gehören die Kommandanten Alexander Sergejewitsch Kusnezow und Andrej Bogatow.