Seit 40 Jahren vertritt die Schweiz die amerikanischen Interessen in Iran. Trump dankte dem Schweizer Bundespräsidenten im vergangenen Mai bei seinem Besuch im Weissen Haus für diese Dienste. Der Präsident scheint die Schweiz zu mögen. Auch in Iran hat sie einen guten Namen. Zudem hat unser Land eine lange Tradition für Vermittlungen. Genf wäre für solche Schlichtungsgespräche geeignet und gewappnet. Selbst die angesehene „Washington Post“ brachte an diesem Wochenende die Schweiz als Vermittlerin ins Gespräch. Die Deutschen hingegen eignen sich nicht als Schlichter; Trump mag Frau Merkel nicht. Auch von der Uno, der EU und Emmanuel Macron hält der Präsident wenig. Soll also die Schweiz mehr als nur einen Kommunikationskanal anbieten, wie dies der frühere Botschafter Tim Guldimann jetzt tat? Soll sie nicht nur, wie bisher, eine Briefträgerfunktion haben, sondern versuchen, aktiv zu vermitteln? Die Schweiz mit ihrer humanitären Tradition wird international geachtet und hat immer wieder gute Vermittlungsdiplomaten hervorgebracht.
Sicher ist die Zeit für Vermittlungen längst nicht reif. Jetzt wird zuerst zugeschlagen: Blut für Blut. Es liegt nicht in der DNA der Mullahs, sich jetzt an den Verhandlungstisch zu setzen. Iran hat fast keine andere Wahl, als Rache zu üben. Ein grosser Teil des Volkes ist aufgepeitscht. Trump hat etwas erreicht, was er nicht erreichen wollte: Das Volk rückt angesichts des äusseren Feindes zusammen. Die ultrakonservativen iranischen Hardliner sind gestärkt und haben wohl auf Jahre hinaus Auftrieb. Selbst der Irak könnte jetzt in die Arme der Ajatollahs getrieben werden. Fast alle Kommentatoren sind sich einig: Der Mord an Soleiman kann schreckliche Folgen haben. Trump hat zwar einen bedrohlichen Mann beseitigt und viele freuen sich darüber, auch die Israeli (hoffentlich freuen sie sich nicht zu früh). Doch ob dieser Mord klug war, ist zu bezweifeln. Die Kollateralschäden könnten gewaltig sein, auch für die USA und für Trump.
Also: Die Welt wartet jetzt auf die iranische Vergeltung. Dann werden wohl die USA erneut zuschlagen. Hin und her. Auge um Auge. Rache für Rache. Und wenn dann vieles in Trümmern liegt und die Särge sich türmen, könnte man sich an den Verhandlungstisch setzen. Vielleicht schlägt dann die Stunde der Schweiz, wenn auch nicht morgen und übermorgen.