Die politische Kehrtwendung in Myanmar beweist, dass dies nicht stimmt. Auch in Iran könnte sich jetzt eine andere, neue Politik abzeichnen.
Die zunehmende wirtschaftliche und soziale Abschnürung durch die primär vom Westen vorangetriebenen Embargomassnahmen hatten offensichtlich die burmesische Militärjunta von der Ausweglosigkeit ihrer brutalen Autonomiepolitik überzeugt.
Auch und gerade für die Generäle wurde die Kluft zwischen der burmesischen Vergangenheit als stolze asiatische Kulturnation und der Gegenwart als politisch Aussätzige und willenlose Satrapen Chinas unerträglich. Daher die bemerkenswerte Kehrtwende zu Demokratisierung gegen innen und politischer Öffnung gegen aussen.
Boykottmassnahmen wirken kaum sofort
Eine ähnliche politische Mechanik war nun bei den eben stattgefundenen Präsidentschaftswahlen in Iran zu beobachten. Das iranische Volk in seinem Selbstverständnis als uralte und regional führende Kulturnation hat jenen Kandidaten gewählt, welcher ihm ein Ende des Status als internationaler Pariah versprach. Was wiederum die regiernden Theokraten ohne Gegenreaktion zuliessen.
Internationale Boykottmassnahmen wirken kaum je sofort. Sie treffen als relative stumpfes Instrument oft, indes vorübergehend, auch Unschuldige.
Tarnkappe für andere Interessen
Mit Boykottmassnahmen will die Völkergemeinschaft zum Ausdruck bringen, dass ein Verhalten ausserhalb internationaler Normen nicht toleriert wird. Zudem sind solche Boykotte sicher militärischen Zwangsmassnahmen vorzuziehen. Sie können drittens offensichtlich doch erfolgreich sein. Beispiele dafür sind in der Vergangenheit Rhodesien und Südafrika - und jetzt Myanmar und Iran.
Wir in der Schweiz tun uns traditionell schwer mit internationalen Embargomassnahmen, welche wir dann aber meist doch nachvollziehen (müssen). Von Neutralität wird dann gesprochen. Auch das eingangs zitierte Vorurteil wird beschworen.
Wie Myanmar und Iran zeigen, taugt dies alles nicht als moralische Tarnkappe anderer Interessen.