Bitcoins sind eine virtuelle Währung, mit der im Internet bezahlt werden kann. Bitcoins kann man mit realem Geld kaufen – oder sie selber in einem ziemlich komplizierten Verfahren (hat was mit Primzahlen und Computerpower zu tun) herstellen. Der letzte Kurs lag bei 120 US-Dollar für 1 Bitcoin. Diese virtuelle Währung gibt es schon ein paar Jahre und sie pendelte ziemlich langweilig um 10 Dollar pro Bitcoin rum.
Rauf und runter
Seit Anfang 2013 passierte aber Erstaunliches mit dem Bitcoin. Offenbar im Zusammenhang mit der Zypernkrise hopste der Kurs auf 65 Dollar, dann gar auf 266 Dollar. Um, alles in wenigen Wochen, wieder auf 120 Dollar abzusacken. Zurzeit ist der Handel eingestellt. Eine gute Gelegenheit, dem Phänomen Geld etwas auf den Grund zu gehen.
Geld beruht auf Vertrauen. Wenn ich für eine Gegenleistung 10 Franken bekomme, vertraue ich darauf, dass ich mit diesem an und für sich wertlosen Geldschein ein Produkt oder eine Dienstleistung kaufen kann, die meiner Wertschöpfung entspricht. Garant dafür ist die jeweilige Nationalbank der Währung, die als einzige das Privileg besitzt, neues Geld herzustellen. Tut sie’s im Übermass, gibt es Inflation.
Äh, die USA, Japan, die Eurozone (und auch die Schweizer Nationalbank) drucken doch seit der Finanzkrise eins Geld wie Heu, im Billionenbereich. Aber es gibt, zurzeit, keine galoppierende Inflation. Die versammelte Finanzwissenschaft sagt dazu: Verstehen wir eigentlich auch nicht, aber ist doch gut so, lasst uns weiter Geld wie Heu drucken.
Schnell wird’s kompliziert
Neu gedrucktes (oder heute per Klick hergestelltes) Geld, das nicht in Umlauf kommt, also nicht in den Austausch Produkt gegen Geld einfliesst, verursacht verständlicherweise keine Inflation, also keine Geldentwertung durch «mehr Geld, gleich viel Produkte, also werden die Produkte „teurer“ oder das Geld „wertloser“». Wenn aber eine Notenbank mit neuem Geld alte oder neue Staatsschuldpapiere aufkauft, wie das in den USA, in der Eurozone und in Japan üblich ist, dann vermischt sich virtuelles Neugeld mit realen Schulden. Und die müssen bekanntlich mal bezahlt werden. Ausser, fällige Schulden werden mit neuen Schuldpapieren bezahlt, die mit neuem Geld und so weiter.
Wann kracht’s?
Wir kommen wieder zum Vertrauen zurück. Solange die Mehrheit der Mitspieler im Geldmarkt Vertrauen in eine Währung haben, in ihre Kaufkraft, in das Ausbleiben einer galoppierenden Inflation, kann man das Spielchen weiterbetreiben. Bröckelt das Vertrauen, dann geht’s ganz schnell, mit Inflationsraten wie in Simbabwe oder weiland in der Weimarer Republik. Interessant wäre es, den Trigger zu definieren, also was genau löst diesen Umschlag aus. Aber da schliesst sich die Finanzwissenschaft der Wetterprognose oder der Vorhersage eines Erdbebens an: Genaues weiss man nicht. Und damit landen wir wieder beim Bitcoin.
Wer Geld in grossen Beträgen hat, also Reiche und vor allem Firmen, will es sicher anlegen. In den globalisierten Wirtschaftsräumen kommen da aus rein praktischen Gründen in erster Linie der US-Dollar, der Euro und der japanische Yen in Frage. Oder so etwas Merkwürdiges wie Gold und andere Edelmetalle. Nichts hasst ein Anleger mehr als Volatilität, also grosse Wertschwankungen. Wie aktuell beim Gold. Also warum nicht auf die Merkwürdigkeit Bitcoin vertrauen?
Da steht zwar keine Notenbank dahinter, aber solange es genügend Leute gibt, die ihn in Zahlung nehmen oder sogar «echtes» Geld dafür bezahlen, könnte das doch eine Alternative sein. Ausser, der Bitcoin fängt auch an, wie wild hoch und runter zu hopsen. Wie er es gerade tut.
Der wahre Wert eines Bitcoin
Die aktuelle Verzweiflung ist so gross, dass ich eigentlich die Währung Zeyer in die Welt werfen könnte. Ich garantiere feste Wechselkurse. 1 Zeyer ist zum Beispiel bei Ausgabe 5 US-Dollar, 4 Euro, 650 Yen und zufälligerweise 1 Franken wert. Meinetwegen auch 2 Bitcoin. In anderen Währungen wird er nicht gehandelt, Ankauf und Verkauf ist nur über die Zeyer-Bank möglich. Wer anderswo handelt oder wechselt und kein Clearing durch meine Bank nachweisen kann, dessen Zeyers werden wertlos.
Wer Zeyers mit Franken kauft, kann sie nur wieder in Franken zurückwechseln. Gleichzeitig limitiere ich die Ausgabe von Zeyers auf einen Betrag von, na, sagen wir mal 1 Milliarde. Sollten die gegen den Zeyer einwechselbaren Währungen an Kaufkraft verlieren, passe ich täglich den Umrechnungskurs an. Damit hätte ich eine ziemlich stabile Währung geschaffen.
Basiert worauf?
Auch der finanztechnische Laie wird sich nun fragen: Gut und schön, aber was steht denn an Gegenwert hinter so einem Zeyer? Das ist doch im besten Fall ein Stück bedrucktes Papier oder eine auf dem Bildschirm flimmernde Zahl. Ausser, Zeyer wäre Milliardär (aber nicht in der Währung Zeyer), gibt es doch keine Wertgarantie. Das ist eine gute Frage, würde ich darauf antworten. Aber das ist doch letztlich bei Dollar, Euro, Yen und Franken auch nicht anders.
Und denkt an den Bitcoin. Im Gegensatz zu all diesen Währungen bestimmen nicht Handel und Spekulation den Wert eines Zeyers, sondern ich. Ausserdem verspreche ich ja, keine neuen Zeyers nachzudrucken. Und ein bisschen Vertrauen, auch in mich, muss halt schon sein.