Es ist ein Name, an den man sich – leider – wird gewöhnen müssen: Mitt Romney. Bis jetzt standen die zwei Wörter für etwas eher Tierisches, für einen „Finanz-Hai“, wie ihn viele seiner Landsleute bezeichneten; oder für einen Geldjongleur, der es zu einem Milliardenvermögen gebracht hat; oder für einen Opportunisten, der auch mit den Wüterichen von der Tea-Party kann, wenn es um Wählerstimmen geht. Seit dem Parteitag der Republikaner in Florida ist alles anders. Romneys Frau Ann startete mit einer rührseligen Rede die Operation „humanizing“. Den Parteistrategen ging auf: Der Kandidat muss dringend umgebaut werden. Er hat zu wenig von einem Menschen an sich. Der Typ, der landauf, landab roboterhaft zum besten gibt, dass (nicht unbedingt wie) er die Wirtschaft wieder zum Florieren bringen werde, ist vielleicht ein Roboter. Who knows. Höchste Zeit, meint Ehefrau Ann, seine Warmherzigkeit, seine liebenswerten Schwächen, seine beeindruckenden Gefühlsstärken offenzulegen. Das bringt uns auf die zentnerschwere Frage: Wie human sind Politiker, auch unsere, eigentlich? Ich denke jetzt nicht an ihre Sonntagsreden, in denen das Humane an sich und im Speziellen gebetsmühlenhaft beschworen wird. Nein. Wie human sind sie wirklich? Was bleibt an Menschlichem, wenn man das allzu Menschliche abzieht: knallhartes Machtkalkül, Ideologie und Parteidisziplin, Strategie und Taktik, Lug und Trug? Was bleibt übrig, wenn man die Bemühungen der humanizer, der Imagepfleger, der Werbeagenturen abzieht? – Ich weiss nicht, ob wir das tatsächlich wissen wollen. (Christoph Kuhn)