Jetzt lächeln, schmunzeln, lachen und grinsen sie uns wieder von jeder Strassenecke entgegen: Politikerinnen und Politiker, die in Bern auf einen Nationalratssitz, einen Ständeratssessel aspirieren und dafür unsere Zustimmung brauchen. Angehaucht von den Farben ihrer Parteien, eingedeckt mit verbalen Wahlkampftrivialitäten, verschandeln sie vorübergehend Dorfstrassen und Landschaften. Freiheit versprechen sie uns, einfach so, wollen etwas bewegen, warnen mit wurmstichigen Äpfeln. Heiterkeit steht ihnen ins Gesicht geschrieben, die sich dann für die glücklich Gewählten nach dem 20. Oktober in nichts auflösen wird. Oder hätte jemand je behaupten wollen, schweizerisches Politisieren habe etwas mit Heiterkeit, mit Lachen und Humor zu tun? Unfreiwillig schon, aber wirklich nur unfreiwillig.
Was einen bei näherer Betrachtung des Wahlzirkus wundern kann, ist gerade die sichtbare, nonchalante Gutgelauntheit all dieser Aspiranten. Wenn man sich ein bisschen in ihren Biografien umschaut, stellt man fest, dass es sich da um veritable Übermenschen handeln muss. Führt man sich all die Posten, die Mandate, die Haupt- und Nebenämter vor Augen, die sie in Firmen, Verwaltungsräten, Verbänden, Stiftungen innehaben, um dann im National- und Ständerat unverblümt oder verdeckt Interessen zu verteidigen und zu lobbyieren, fragt man sich, wo der eine und die andere die Zeit hernehmen, um das alles gründlich vorzubereiten und zu bewältigen. Nein wirklich: es muss sich um Übermenschen handeln, für die der Status Vollbeschäftigung nicht bei 100% sondern mindestens bei 150% liegt.
Übrigens kommt es jetzt noch heftiger für sie. Eine neue Aufgabe steht an, zu deren Lösung fast alle beitragen wollen. Wenn unsere Kandidatinnen und Kandidaten nach den Wahlen gewillt sind, auch nur einem Bruchteil ihrer Wortkaskaden und Beschwörungen in Sachen Klimaschutz Taten folgen zu lassen, dann wird sich ihr Arbeitspensum nochmal erhöhen. Und dann kann es ja wirklich heiter werden.