Wie erwartet passierte der Gegenentwurf zur Velo-Initiative die Volksabstimmung problemlos. 74 Prozent der Stimmenden hiessen ihn gut, kein Kanton sagte Nein. Am niedrigsten war die Zustimmung in Obwalden mit 57 Prozent. Über achtzig Prozent lag der Ja-Stimmenanteil in vier Kantonen der Romandie (VD: 86%, GE: 83%, NE und JU: 82%).
In den französischsprachigen Gemeinden war denn auch die Zustimmung zum Beschluss über Velowege mit 83 Prozent grösser als in der Deutschschweiz (71%). Es gab keinen Stadt–Land-Graben; die Zustimmungsdifferenz zwischen Stadt und Land betrug nur gerade fünf Prozentpunkte.
Beide Agrarvorlagen abgelehnt
Die «Fair-Food»-Initiative der Grünen, welche gesunde, umweltfreundliche und fair hergestellte Lebensmittel fördern wollte, schnitt mit 39 Prozent Ja-Stimmen besser ab als die Volksinitiative für Ernährungssouveränität, die 32 Prozent Ja-Stimmen erhielt. Letztere wollte die Agrarpolitik auf eine kleinbäuerliche, eher familiäre Landwirtschaft ausrichten sowie eine nachhaltige, vielfältige und gentechfreie Landwirtschaft fördern.
Das regionale Zustimmungsprofil zu beiden Volksinitiativen war sehr ähnlich. Beide wurden in vier französischsprachigen Kantonen angenommen (VD, NE, GE und JU). Am höchsten war die Zustimmung in der Waadt (64% für «Fair-Food» und 57% für Ernährungssouveränität) und in Genf (64% bzw. 60%).
Überdurchschnittlich gross waren die Ja-Stimmenanteile der beiden Agrarvorlagen auch in Freiburg (49% bzw. 43%) sowie im Tessin (43% bzw. 37%) und in Basel-Stadt (43% bzw. 32%). Auf wenig Zustimmung stiessen die beiden Vorlagen dagegen in der Innerschweiz und in der Ostschweiz.
Sehr tiefer Röstigraben bei den Agrarvorlagen
Daraus resultierte ein sehr tiefer Graben zwischen der Deutschschweiz und der Romandie. Bei der «Fair-Food»-Initiative war der Röstigraben 27 Prozentpunkte tief (Deutschschweizer Gemeinden: 32%, französischsprachige Gemeinden: 59%). Die Gemeinden der italienischsprachigen Schweiz nahmen mit 42 Prozent Ja-Stimmen gewissermassen eine Mitte-Position ein.
Am stärksten ausgeprägt war dieses Wochenende der Röstigraben – mit rund dreissig Prozentpunkten – bei der Initiative für Ernährungssouveränität. Die französischsprachigen Gemeinden sagten zu 54 Prozent ja und die deutschsprachigen Gemeinden zu 24,5 Prozent. In der italienischsprachigen Schweiz betrug der Ja-Stimmenanteil 37 Prozent.
Etwas überraschend polarisierten die beiden Agrarvorlagen nur wenig zwischen Stadt und Land. Dieser Graben betrug zwei bzw. fünf Prozentpunkte.