Die EU-Kommission hat besonders bei den deutschen Grünen für Empörung gesorgt, weil sie die Kernenergie ebenso wie Gaskraftwerke als ökologisch nachhaltig einstufen will. Damit können Fondsmanager in diesen Bereichen investieren. Robert Habeck hat dagegen in dieser Woche vor den Medien noch einmal deutlich gemacht, dass die Grünen allein auf Windkraft und Solarenergie setzen.
Die Kernenergie ist schon deswegen nicht sauber, weil mit ihr unsaubere Praktiken verbunden sind. Das Abfallproblem wird vertuscht, nicht gelöst. Dieser Skandal ist nicht dadurch hinnehmbar, dass man sich an ihn stillschweigend gewöhnt hat. Und er lässt das Risiko eines Unfalls zusätzlich bedrohlich erscheinen, weil man den Sicherheitsversprechen der Betreiber umso weniger glaubt. Aber diese Meiler liefern Strom in jenen Mengen, die die Grünen erst versprechen.
Ungelöste Probleme, die die Betreiber der Kernkraftwerke buchstäblich begraben wollen, wofür sie allerdings immer noch nach Lagerstätten suchen, zeigen sich bei der Windkraft an anderer Stelle. Ganz im Vordergrund steht das Problem der Akzeptanz. Bei seiner Präsentation hat Robert Habeck offen davon gesprochen, dass die Widerstände vor Ort erfolgreicher als bisher überwunden werden müssen. Er zeigt sich davon überzeugt, dass das gelingen wird und die Windkraft samt der Solarenergie in einem Ausmass zum Tragen kommt, wie das bislang nicht der Fall war und auf der Basis bisheriger Erfahrungen auch nicht sehr wahrscheinlich erscheint.
Man kann zwei Wetten erkennen: Die Betreiber der Kernkraftwerke wetten darauf, dass die ungelösten Abfallprobleme und die Risiken von Katastrophen den Nutzen nicht zunichte machen, die Grünen wetten, dass die ökologische Energieerzeugung entgegen dem aktuellen Augenschein bereits in zehn Jahren weitgehend ausreicht.
Die Grünen haben keinen Plan B für den Fall, dass sie ihre Wette verlieren. Sie argumentieren, dass, wenn nicht alles auf Windkraft und Solarenergie gesetzt wird, die nötigen Innovationen nicht ausreichend zustande kommen. Der Einsatz ihrer Wette besteht auch in sozialen Unruhen, die mit der Knappheit von Strom entstehen werden. Man braucht nur einmal in die Geschichte und aktuell über die Landesgrenzen zu schauen, um zu erkennen, was geschieht, wenn für die Massen das tägliche Leben schlicht und einfach nicht mehr zu finanzieren ist.
Um die Wette zu gewinnen, werden die Grünen, wie Habeck das jetzt schon andeutete, den sozialen Druck erhöhen. Das ist naheliegend, denn wer sich gegen ein Windrad ausspricht, boykottiert in den Augen der Grünen die Rettung der Welt. Die Risiken der Wette auf die Kernkraft liegen in den grossen Schäden durch atomare Abfälle und den nicht beherrschbaren Unfällen, das sich erst allmählich zeigende Risiko der Wette auf alternative Energieerzeugung liegt in dem Abgleiten in autoritäre Politik und dem Anwachsen sozialer Spannungen und Verwerfungen.
Dazu kommt, dass sich Deutschland wieder einmal in Europa isoliert. Die rigide Ablehnung der Kernkraft lässt keinen Austausch zwischen Fachleuten und Politikern zu. Der wäre aber nötig, damit Deutschland auch bei internationalen Vereinbarungen mitreden könnte. Das ist gefährlich und heuchlerisch zugleich, denn Deutschland bezieht schon jetzt Strom aus dem Ausland. In dem Masse, wie es seine Wette verliert, wird der Bedarf steigen. Oder es baut noch mehr Gaskraftwerke.