Einerseits hat der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos vor ein paar Tagen den Nobel-Friedenspreis zugesprochen bekommen, was sich gut nachvollziehen lässt: seit Jahren setzt er sich unermüdlich dafür ein, den längsten und grausamsten Bürgerkrieg auf dem lateinamerikanischen Kontinent zu beenden. Er wäre erfolgreich gewesen, wenn ihm nicht sein Volk einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Anderseits findet nun eben eine knappe Mehrheit jener Kolumbianer, die sich überhaupt an der Referendumsabstimmung beteiligt haben, dass der andere Friedenspreis, der in langwierigen Verhandlungen erzielte Preis für Frieden, ihnen, den Bürgern, die unter dem Krieg zu leiden hatten, zu hoch sei. Dass das Farc-Fussvolk amnestiert und die Farc-Verantwortlichen mit sehr milden Strafen davonkommen sollen, ist ihnen eine unerträgliche Vorstellung; sie hat mit Gerechtigkeit nichts zu tun und läuft jedem rechtsstaatlichen Denken zuwider. Was die Friedenssuche in Kolumbien weiter erschwert, ist die Tatsache, dass der dritte Akteur neben Santos und der Farc-Führung, der ehemalige Präsident Alvaro Uribe, Gewinner des Referendums, mitverhandeln will und wohl auch wird. Er aber möchte Geständnisse von der Farc, möchte schwere Strafen für sie, was den Preis des Friedens für die Guerilleros in nicht akzeptable Höhen treibt.
Frieden ist auch nur ein Wort, die kolumbianischen Protagonisten verstehen ihn je nach Interessenlage anders. Santos möchte ihn um fast jeden Preis, die Farc nur zu ihren Bedingungen, und ob ihn der kompromisslose Hardliner Uribe, trotz Lippenbekenntnissen überhaupt will, darf bezweifelt werden.