Wieder ist auf eine Moschee im schiitischen Teil Saudi-Arabiens ein Bombenanschlag verübt worden. In der Stadt Dammam versuchte am Freitag ein Attentäter ins Innere der Moschee vorzudringen und einen Sprengsatz zu zünden. In der Moschee hatten sich Hunderte von Gläubigen zum Freitagsgebet versammelt.
Als Helden gefeiert
Als ein Auto vor der Moschee vorfuhr, näherten sich zwei Wächter dem Fahrzeug. Der Fahrer trug einen weiten schwarzen Überhang und zündete plötzlich seinen Sprengstoffgürtel. Die beiden Wächter, der Attentäter und ein Passant kamen uns Leben.
Die beiden Wächter waren Vettern. Einer von ihnen war gerade von seinen Studien in den USA zurückgekehrt, der andere hatte soeben die
Mittelschule abgeschlossen. Die beiden werden in Dammam wie Helden gefeiert, weil sie das Leben von möglicherweise Dutzenden von Menschen gerettet hatten.
Eine Woche zuvor hatte ein Bombenanschlag während des Freitagsgebets in einer schiitischen Moschee bei Qatif 21 Menschenleben gefordert. Über hundert Gläubige wurden verletzt.
Folge von „Diskriminierung und Hass“
Die Mutter des jüngeren der beiden Wächter, Kowthar al-Arbasch, ist Journalistin und schreibt für die saudische Zeitung al-Jazira. Nach dem ersten Anschlag vor einer Woche schrieb sie in einem Leitartikel: „Terrorismus beginnt nicht in seiner blutigen Form. Er beginnt vielmehr mit Diskriminierung und Hass. Um einen Mörder hervorzubringen, muss man zuerst sein Herz und sein Denken verderben.“
Das Begräbnis der beiden freiwilligen Wächter soll in der benachbarten Stadt al-Hasa stattfinden, wo sie herstammen. Ihre Freunde erwarten eine halbe Million Trauernder.
Der „Islamische Staat“ hat die Verantwortung für den Anschlag übernommen; ein „IS-Soldat“ habe ihn durchgeführt.
Es geht den Terroristen ohne Zweifel darum, in Saudi-Arabien zu erreichen, was ihnen im Irak 2006 und 2007 gelungen ist: nämlich einen blutigen Bürgerkrieg zwischen Schiiten und Sunniten auszulösen. Noch sind sie weit entfernt von ihrem Ziel. Ob sie ihm näher kommen, hängt davon ab, wie oft es ihnen gelingen wird, während der Freitagsgebete Anschläge auf schiitische Moscheen durchzuführen. Als Ziel würden sich Hunderte Moscheen anbieten, die sich in den schiitischen Landesteilen Saudi-Arabiens befinden.
Sind die Ursachen wirklich erkannt?
Vermieden werden könnte ein Bürgerkrieg wohl nur, wenn – wie die Mutter und Journalistin schrieb – Hass und Diskriminierung bekämpft würden. Sie sind die Wurzel des Terrorismus. Diese Wurzel auszurotten ist wichtiger, aber auch schwieriger als die Bewachung von Moscheen.
Zum Kampf gegen den Terrorismus gehört, dass in Saudi-Arabien sunnitische Hasspredigten und die Diskriminierung der schiitischen Minderheit aufhörten. Dies ist ebenso wichtig, wie der Kampf gegen die Terroristen des „Islamischen Staats“.
Inwieweit dies der saudischen Regierung und den sunnitischen Religionsgelehrten des Königreichs klar ist, ist nach wie vor ungewiss.