Das Stichwort ist Vereinnahmung, zum Ruhm der Nation (was die biedere Schweizer Demokratie weder kann noch will – oder ihre Künstler verhalten sich zu dezent). Überrumpelt vom kommerziellen Kameradschaftsgeist der 700 Harley-Davidson-Töfffahrer hatte die Gendarmerie nur die Wahl, die terrorgefährdeten Champs-Elysées zu öffnen und den weissen Sarg bis zur Madeleine-Kirche zu eskortieren.
De Gaulle hatte für sich so etwas verweigert. Für Victor Hugo waren 1885 zwei Millionen Trauer- und Zaungäste versammelt, für Edith Piaf 1963 mindestens eine halbe Million. Der zwei Tage zuvor gestorbene Literat und Journalist Jean d’Ormesson hatte einmal befürchtet, am Todestag von Piaf zu sterben. Es hat ihn schlimmer getroffen. Aber Präsident Macron hat es geschafft, an beiden Trauergottesdiensten zu sein. Denn der Ruhm färbt ab. „Er ist ein Teil von uns, ein Teil von Frankreich“, sagte er über Hallyday. Einen Satz, den er früher oder später rezyklieren kann (eine seiner Spezialitäten).
Früher, als Hallyday ins steuergünstige Gstaad (CH) und dann (steuertechnisch) in die noch günstigeren USA umzog, tönte es weniger schmeichelhaft. Jetzt liess er sich an seinem karibischen Feriensitz begraben. Das finden nunmehr seine Fans (oder alten Jünger ) skandalös: weil sie ohne horrende Kosten nicht zu seinem Grab pilgern können.
Nach dem Dröhnen der Motorräder in Paris war der Spuk schnell vorbei. Ohne diesen Lärm hätte man die sensibleren Saiten von Hallyday besser hören können. Er war, früh von seinem belgischen Vater verstossen, ein Förderer junger Musiker, ein Zuhörer mit sanftem Blick (!), ein Freund, offen für andere Stile (Rock greift zu kurz). Aber Frankreich wird seinen Künstlern (und Devisenbringern) gerecht – vor allem, wenn sie gestorben sind. Siehe Picasso und Corbusier, einer ist Spanier, der andere Schweizer.