Donald Trump hat gezeigt, dass er keine rote Linie kennt. Nun warten alle auf Ali Chameneis Reaktion, die zugleich das Schicksal der Völker der Region bestimmen wird. Alles ist möglich. Der Grosse Krieg ebenso wie kleine Scharmützel, die über Symbolik nicht hinausgehen. Doch können Ali Chamenei, der politische und religiöse Führer Irans, und Donald Trump alles bestimmen, was kommen wird? Haben sie alle ihre Anhänger unter Kontrolle?
„Ihre Bitternis wird viel grösser sein als unsere Trauer. Die Rache ist gewiss.“ Das schreibt Ali Chamenei in seinem Kondolenzschreiben, das er eine Stunde nach der Tötung Qassem Soleimanis im iranischen Fernsehen verlesen liess. Wenn wir das glauben sollen, was der Ajatollah sagt, dann stehen wir vor einem ganz grossen Krieg.
„Der niederträchtigste Mensch der Welt“
In diesem Schreiben bezeichnet Chamenei jenen Mann, der Soleimanis Tötung befohlen hat, als den „niederträchtigsten Menschen der Welt“. Befohlen hatte diese Tötung Donald Trump, hiess es vorher in einer Erklärung des US-Verteidigungsministeriums.
Ob Trump persönlich diese Rache je erfahren wird, mag man bezweifeln. Doch dieser Satz zeigt die Dimensionen jenes Zugzwangs, in den sich Ali Chamenei gebracht hat.
Schweigen kann er nicht
Was will er, was kann er, wie soll er reagieren? Schweigen kann er jedenfalls nicht. Sein Handeln, die Dimension seiner Reaktion wird das Schicksal vieler Völker in der Region bestimmen. Mithin die Zukunft seiner Macht.
In seiner über 30-jährigen Herrschaft hat sich Chamenei auch pragmatisch gezeigt. Er zeigte, dass er sich und seine Anhänger auch zügeln kann, wenn es sein muss. Kann er das auch in diesen entscheidenden Tagen? Wird eine symbolische Reaktion ausreichen? Oder sind die Zeiten der Symbole vorbei?
Chameneis wichtigster Mann
Zum ersten Mal in der Geschichte der Islamischen Republik erschien Chamenei persönlich in der Sondersitzung des Sicherheitsrats des Landes, die am Freitagmorgen tagte, um über Irans Reaktion zu beraten. Chamenei will die Verantwortung für alles übernehmen, was in den nächsten Tagen getan wird.
Soleimani war sein wichtigster Mann. Er verkörperte Chameneis Macht in der Region und bestimmte alles, was die islamische Republik in den Krisen und Konflikten der Region tat.
Schlaflose Nächte
1’600 Tote hatten die jüngsten Unruhen im Iran gefordert. Tausende Menschen wurden verhaftet. Genaues weiss man nicht, da das Internet abgeschaltet war. In über 100 Städten hatten Demonstranten auf der Strasse Chameneis Macht herausgefordert.
„Erst gegen 10 bis 11 Uhr abends bin ich mit dem Studium der Geheimdokumente fertig, manchmal später. Manche Berichte (über die Demonstrationen) sind so fürchterlich, dass ich nicht mehr schlafen kann“, soll Chamenei kürzlich einem Vertrauten gesagt haben,
ttps://negaam.news/چرا-خامنهای-دستور-کشتار-آبان-را-صادر/
Nun stehen Chamenei weitere schlaflose Nächte bevor.