Wie soll hier zusammenwachsen, was eigentlich zusammen gehört? Seit jeher und auch seit 1959, dem Jahr des Triumphs der Revolution, gibt es den kubanischen Peso (CUP). Der ist ausserhalb Kubas nicht wechselbar und immer noch für etwa 70 Prozent der kubanischen Bevölkerung die einzige Währung, zu der sie durch legale Arbeitsleistung Zugang hat.
Die Zweit- und Drittwährung
Dann gab es spätestens seit 1989, seit dem Zusammenbruch des sozialistischen Lagers, die Zweitwährung US-Dollar. Deren Besitz oder Verwendung war aber allen Kubanern bis 1993 verboten, was zu einem florierenden Schwarzmarkt mit Wechselkursen von bis zu 140 Pesos für einen Dollar führte.
Und 1994 wurde der Peso convertible (CUC) eingeführt. Im Wert an den US-Dollar gekoppelt, aber auch nur innerhalb Kubas frei in kubanische Pesos wechselbar. Oder aber, bei Vorlage der entsprechenden Quittung, wieder in die ausländische Währung zurückwechselbar, mit der er gekauft wurde. Das alles führt zunächst einmal zu einem typisch kubanischen Schlamassel.
Wenn der Schein trügt
Über viele Jahre trauten die Kubaner der neuen Währung CUC nicht über den Weg und horteten allfällige Ersparnisse lieber in kubanischen Pesos oder gleich in US-Dollar, deren Besitz ab 1993 (wie auch aller anderen Währungen) erlaubt ist. In den letzten Jahren ist es der Regierung aber gelungen, den CUC als offizielle Zweitwährung durchzusetzen, der US-Dollar ist weitgehend aus dem Handel verschwunden. Dazu beigetragen hat auch, dass es inzwischen seit Jahren einen recht stabilen und offiziellen Wechselkurs zwischen CUC und CUP gibt, der liegt meistens bei 1 zu 24.
Nun ist es aber nicht so, dass ein CUC eine 24 mal grössere Kaufkraft als ein CUP hätte. Mit der Peso-Landeswährung hat jeder Kubaner Zugang zu staatlich subventionierten Lebensmitteln, Dienstleistungen, Strom, Wasser, Transport, Kulturangeboten, usw. Auf der anderen Seite sind immer mehr Produkte, vor allem elektrische Geräte, aber auch Kleidung, Ersatzteile, Benzin, usw. nur noch in CUC erhältlich.
Um das Schlamassel zu vervollständigen, können Kubaner seit einiger Zeit in rund 200 Berufen eine selbständige Tätigkeiten ausüben – sowie Zimmer vermieten, Restaurants betreiben und Häuser handeln. In CUC oder in Pesos. Abgaben werden dann auch entweder in CUC oder in der Grundwährung erhoben. Aber alle Sozialleistungen wie beispielsweise Renten werden weiterhin nur in Pesos ausbezahlt.
Die Entwertung der Werte
Das alles macht es schon hübsch kompliziert. Nun kommt aber noch hinzu, dass qualifizierte Tätigkeiten wie Arzt, Lehrer, Ingenieur, Wissenschaftler nur als Staatsangestellter ausgeübt werden können, und weiterhin in Pesos bezahlt werden. Durchschnittlich 350 Pesos im Monat (14 Franken) oder maximal 700 (28 Franken) verdient man da. Wer hingegen im Tourismus arbeitet, beispielsweise als Portier oder Kellner, kann an einem guten Tag das Gleiche in Form von Trinkgeld kassieren.
Das führt natürlich zu einer völligen Entwertung im Verhältnis zwischen qualifizierter Arbeit und Einkommen. Kubanische Eltern stehen vor der titanischen Aufgabe, ihren Sprösslingen zu erklären, dass eine gute Universitätsausbildung sinnvoll und nötig sei. Damit ich wie ihr 500 Pesos im Monat verdiene, während mein Freund José durch den Verkauf von gefälschten Zigarren an Touristen das Gleiche in einem halben Tag kassiert, fragt dann der Sprössling. Von den Verlockungen für gutaussehende Töchter ganz zu schweigen.
Illegalitäten und Bremsversuche
Da Kuba bezüglich Steuern, Abgaben, Vorschriften, Kontrollen in Bezug auf kapitalistische Unternehmen nach 50 Jahren reiner Staatswirtschaft noch völlig am Anfang steht, warnte Präsident Raúl Castro kürzlich wieder einmal davor, dass hier Wildwuchs und Straffreiheit herrsche, man sich zudem nicht drängen lasse, was den weiteren wirtschaftlichen Umbau der Gesellschaft betreffe.
Sein Vizepräsident ergänzte, dass man daran arbeite, die beiden Währungen CUP und CUC wieder zusammenzuführen. Denn die dadurch entstandene Zweiklassengesellschaft von Kubanern mit Zugang zu CUC (durch eigene Tätigkeit oder durch Überweisungen von Familienmitgliedern im Ausland) und solchen ohne (die wichtige gesellschaftliche Tätigkeiten ausüben) ist mittelfristig nicht ohne weitere Verwerfungen durchzuhalten.
Angst und Spekulation
Wie das allerdings gehen soll, zwei nicht international konvertierbare Währungen zusammenzuführen, die sich in der Kaufkraft nicht durch den Wechselkurs, sondern viel komplizierter voneinander unterscheiden, das weiss niemand. Klar ist einzig, dass solche Ankündigungen für Unsicherheit und Spekulation sorgen. Soll der Kubaner seine Pesos nun besser in CUC umtauschen oder umgekehrt, oder soll er sicherheitshalber seinen Sparbatzen wieder in Dollar halten, oder vielleicht in Euro oder Schweizerfranken? Oder könnte ihm blühen, dass der Besitz von ausländischen Währungen wieder verboten wird?
Oder könnte der Staat auf die Idee kommen, dem Wildwest-Wohnungsmarkt, auf dem zu völlig frei bestimmbaren Preisen Wohnungen und Häuser den Besitzer wechseln, was auch da zu Verlierern und Gewinnern führt, einen Riegel zu schieben? Vielleicht nachträglich eine Staatsabgabe einzuführen, da ja fast alle Immobilien ursprünglich mal dem Staat gehörten und zu einem guten Teil von ihm erstellt und in besseren Zeiten für ein Trinkgeld an Kubaner verkauft wurden? Für Spannung ist weiterhin gesorgt, und niemand weiss nichts Genaues.