Man kann es nicht erhärten, begründen, nicht wirklich beweisen – aber irgendwie beschleicht einen zunehmend das Gefühl, Welt und Menschheit (um es einmal mit der ganz grossen Kelle zu versuchen) gingen zum Teufel. Bald. Wenn man gewissen Zeitungen Glauben schenken darf. Die nämlich beschreiben und zitieren vielstimmig, richtig lustvoll und in immer kürzeren Intervallen verschiedene Sorten sogenannter „Dystopien“, die uns unweigerlich dem Abgrund entgegentreiben würden.
Dystopien sind das Gegenteil von Utopien, negativ besetzte Zukunftsfantasien: Terror und heiliger Krieg bis zum globalen Endsieg zum Beispiel oder nuklearer Holocaust oder Klimakatastrophe. Eigentlich sind es unsere Vordenker, Soziologen, Naturwissenschafter, Historiker und Schriftsteller, die uns mit ihren finsteren Analysen, Spekulationen und Weissagungen das Gruseln lehren; aber inzwischen gibt es auch so manchen unbedarften Politiker, der in simplifizierter Form widerkäut, was er an dystopischem Unheil gelesen hat.
Wie befreit man sich aus solch trüben Endzeitstimmungen? Vielleicht, indem man sich auf die lichte Schwester der Dystopie besinnt, die schwer vernachlässigte Utopie, die man, wenn ich mich recht entsinne, noch in den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts in Ehren gehalten hat, bevor sie im Zuge eines fast flächendeckenden Pragmatismus diskreditiert und diskriminiert wurde. Positive Visionen, visionäres Denken sind ja an sich nicht Schlechtes, auch wenn das Orakel aus Hamburg, der kürzlich verstorbene deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt (ein politischer Superpragmatiker) Visionären einen Arztbesuch empfahl.