Etwa 70 Drohnen werden derzeit im Rahmen des Afghanistan-Einsatzes verwendet, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht.
Auch der Spiegel schwärmt, die leisen Flieger seien „auf dem Vormarsch.“ Die Bundesregierung berichtet von der "Vielfältigkeit der möglichen Verwendungsmöglichkeiten" unbemannter Drohnen. Diese reichten vom kommerziellen Einsatz bis hin zu Hilfseinsätzen bei der Waldbrandüberwachung. Auch im Bevölkerungsschutz könnten die im Fachjargon "Unmanned Aerial Systems" (UAS) genannten Flieger einen wichtigen Beitrag leisten. „Das Militär hat sich gedanklich bereits vollkommen vom klassischen Bord-Piloten verabschiedet“, weiss das online-Blatt und zitiert einen Hochschullehrer der Universität von Southhampton: „Der Eurofighter wird das letzte bemannte Kampfflugzeug sein, das in Europa gebaut wird.“
Der EuroHawk
Dabei geht es nicht nur um die Sicherheit der deutschen Grenzen, die seit zehn Jahren ja bis zum Hindukusch reichen. Der Euro Hawk, eine in Europa und den USA gemeinsam entwickelte Aufklärungsdrohne aus ultraleichtem Karbon ist 14,5 Meter lang und wiegt mit Hightech vollgestopft fast 15 Tonnen. Die Spannweite von rund 40 Metern übertrifft jene des Airbus A320. Bis zu 30 Stunden bleibt er ohne Pause in der Luft und kann dabei die Strecke Berlin - New York fast viermal ohne Zwischenstopp zurücklegen, womit der EuroHawk sogar den in den amerikanischen Kriegsgebieten eingesetzten Predator- und Reaper-Drohnen überlegen ist. Bis zu 20 Kilometer hoch fliegt die Drohne, also etwa doppelt so hoch wie eine Verkehrsmaschine. Von dort oben aus spürt sie feindliche Stellungen auf, kann aber auch Funksprüche und Telefonate abhören. Die von Handys erzeugten elektromagnetischen Wellen sind in dieser Höhe extrem schwach, die Drohne verfügt deshalb über eine sehr sensible Empfangstechnik.
Behörden patrouillieren am Himmel
Zumindest für die Schnüffler jeder Couleur – sind Mikrodrohnen, die nur einige Hundert Gramm wiegen, kilometerweit fliegen und nicht lauter als eine Fliege sind, derzeit das Nonplusultra. Sie gelten als die flexibelsten Aufklärungswerkzeuge aller Zeiten. „Die Einsatzmöglichkeiten der vom Boden oder per GPS gesteuerten Fluggeräte nehmen zu“, berichtete das Magazin „Welt der Wunder“ euphorisch: Mit dem Anfang 2012 verabschiedeten neuen Luftverkehrsgesetz dürfen Drohnen bis zur Größe von 150 Kilogramm im deutschen Luftraum eingesetzt werden. Als Mittel zur „Verbesserung der polizeilichen Gefahrenabwehr“ definiert das Gesetz die fliegenden Augen und Ohren. „Bereits jetzt sind Drohnen allgegenwärtig: Ob bei Fußball-Europameisterschaften, bei Großdemonstrationen, der Sicherung der Landesgrenzen oder der Überwachung eines Großbrands - immer öfter patrouillieren die Behörden auch am Himmel.“
Automatisierte Überwachung
Weit mehr als von militärischen Einsätzen wird von den Möglichkeiten der Drohnen im Polizeieinsatz geschrieben und geredet. Geht es nach den Vorstellungen der Europäischen Kommission, gehört die Drohne bald zur Polizeistreife wie Dienstwaffe und Funkgerät. Die fliegenden Späher und Lauscher sollen ein Verbrechen möglichst bereits erkennen und bekämpfen, bevor es überhaupt geschehen kann. Ende 2013 wird diese Vision Realität und einsatzbereit sein: Ein EU-Forschungsprogramm mit dem umständlichen Namen „Intelligent information system supporting observation, searching and detection for security of citizens in urban environment“ (INDECT) will Überwachung automatisieren und intelligent vernetzen. 16 Universitäten aus Bulgarien, Deutschland, Großbritannien, Österreich, Polen, Spanien und Tschechien arbeiten zusammen mit einer Reihe von Privatfirmen an Technologien, mit denen man Spuren aus dem Internet, die Bilder von Zehntausenden Überwachungskameras, abgehörte Telefongespräche und Kriminal-Datenbanken verknüpfen kann.
Kritik
Natürlich stößt die hochtechnisierte Sammelwut der Schnüffler auf Widerstand von Datenschützern und Parlamentariern der Grünen und Linken. Vor allem die Mini-Modelle mit begrenzter Reichweite und Flugdauer werden längst auch in sensiblen Zusammenhängen eingesetzt. Die Polizeibehörden der Länder nutzten sie zuletzt etwa, um Proteste der Castor-Transporte in Niedersachsen zu überwachen. Auch Fußballspiele in Sachsen wurden mit unbemannten Fliegern unter die Lupe genommen. Die Fälle sorgten für Empörung unter Bürgerrechtlern. Sie sehen durch die heimliche Spionage Persönlichkeitsrechte verletzt.
Die Behörden nutzen ihre Flieger schliesslich keineswegs nur, um Land zu vermessen oder Bürger vor Waldbränden zu schützen. Die Bundespolizei setzt ihre Drohnen längst etwa im Grenzschutz ein, um Schleusungen von illegalen Einwanderern aufzuklären oder bei der Überwachung von Gleisanlagen, um „gefährlichen Eingriffen in den Bahnverkehr“ vorbeugen zu können. Auch die sorgsam gepflegte Marihuana-Pflanze im Blumenkasten oder im Garten ist nicht mehr vor Entdeckung sicher.
Die Linke-Abgeordneten Andrej Hunko und Ulla Jelpke befürchteten in Spiegel-online, dass Deutschland auf dem Weg sei, "zum europäischen Vorreiter der Spionage aus der Luft" zu werden. Fliegende Kameras könnten zwar in etlichen Bereichen durchaus einen wichtigen Beitrag zur gefahrlosen Beobachtung aus der Luft leisten. "Dem Aufbau einer Spionageflotte für Polizei und Militär erteilen wir jedoch eine klare Absage." Auch der grüne Innenexperte Konstantin von Notz ist alarmiert: "Drohnen haben das gefährliche Potential, heimlich aus der Luft die Privatsphäre der Bürger final aufzuheben. Wir müssen ihren Einsatz zur Überwachung von Menschen verhindern."
Die nächste Generation von Spionagewerkzeugen
Doch während die Kritiker mit der Bundesregierung noch über Einsatzgebiete und Kontrolle der Drohnen streiten, arbeiten wissenschaftliche Einrichtungen im Auftrag der U.S. Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) bereits an der nächsten Generation von Spionagewerkzeugen. Jahrelang bastelten Wissenschaftler an sogenannten micro-air-verhicles (MAVs), fliegende Roboter von der Größe kleiner Insekten, die ideal für Spionagetätigkeiten wären. Weil die Energieversorgung dabei eine kaum überwindbare Schwierigkeit darstellte, verfielen die Forscher auf eine neue Idee. Zahlreiche Forschungseinrichtungen in den USA sind längst dabei, völlig unverdächtige Spione zu kreieren: Lebende Insekten, an denen ein paar winzige Veränderungen vorgenommen werden, in dem ihnen etwa Stimulatoren oder Elektroden in ihr Nervensystem eingepflanzt werden. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es viel einfacher ist, ein Insektenhirn und damit das Flugverhalten zu kontrollieren, als MAVs zu bauen.
Darum implantierten Biologen etwa der Universität von Texas A&M Kakerlaken schon im Entwicklungsstadium Mikrochips ein, die mit dem Nerven- und Muskelsystem verknüpft wurden. Auch an der Universität von Michigan und an der Universität von Kalifornien in Berkeley pflanzten Wissenschaftler Hirschhornkäfern und am MIT Motten erfolgreich derartige mikroelektromechanische Systeme (MEMs) ein. Im bewegungslosen Zustand ihrer Entwicklung – z.B. im verpuppten Zustand – lassen sich die Insekten einfacher operieren und manipulieren. Die ausgewachsenen Insekten verhielten sich auch mit der eingebauten Hardware völlig normal. So konnten die Forscher den Flug der Motten steuern.
Die Energieversorgung der eingebauten Chips, so erhoffen sich die Wissenschaftler, könnte durch die Umwandlung der Hitze und der mechanischen Energie, die das Insekt im Flug erzeugt, erreicht werden. Für den Fall, dass die natürlich erzeugte Energie nicht ausreicht, haben Wissenschaftler der Cornell Universität einen Radioisotopen-Transmitter entwickelt, der kybernetische Organismen mit radioaktiver Energie versorgt.
Sobald die Wissenschaftler diese Cyborgs oder Cybugs, wie sie genannt werden, kontrollieren können, sollen sie zum Einsatz kommen. Ausgerüstet mit Kameras, Mikrophonen und anderen Sensoren könnten sie dann von einem Kontrolleur gesteuert werden, ähnlich den unbemannten Drohnen, die - aus den USA und Pakistan gesteuert - Ziele in Afghanistan, Jemen, Pakistan, Somalia, Mexiko, den USA und anderen Ländern ausspionieren.