Ob der Nahost-Friedensplan funktionieren wird, an dem sein Schwiegersohn zwei Jahre lang herumtüftelte und den er nun mit seinem Freund Netanjahu präsentiert hat, weiss Trump auch nicht so genau. Das ändert für ihn nichts daran, dass der Plan «grossartig» ist und dass die Palästinenser dank ihm ein «grossartiges» Land bekommen werden (wenn sie es nicht aus eigener Schuld vergeigen).
Der Präsident ist fixiert auf dieses Wort. Amerika musste wieder «grossartig» werden, und jetzt, wo das Land dank seiner Regentschaft selbstverständlich «grossartig» geworden ist, muss nur noch dafür gesorgt werden, dass es «grossartig» bleibt.
So wie König Midas alles in Gold verwandelte, was er berührte (weshalb er nach der Sage übrigens verhungerte), wird stets alles «grossartig», was mit Trumps Wirken zu tun hat. Die hinterher jeweils hinfälligen Einigungen mit China im Handelskonflikt hat er immer vorweg als «grossartig» angekündigt. Als die chinesischen Soja-Zölle hart auf die amerikanische Landwirtschaft durchschlugen, entschädigte Trump die Farmer, indem er sie «grossartig» nannte – also sich selber ähnlich machte.
Dass allein er es ist, von dem die Strahlen der Grossartigkeit ausgehen, daran hat er nie einen Zweifel gelassen. Als er der Türkei mit wirtschaftlicher Zerstörung drohte, attestierte er sich selber eine «grossartige und unvergleichliche Weisheit». Und da niemand gegen ihn ankommt – er ist bekanntlich der beste, erfolgreichste und beliebteste Präsident aller Zeiten –, wird auch das Impeachment für ihn zu einer «grossartigen» Sache werden.
Unter übertriebener Bescheidenheit leidet der Mann definitiv nicht. Seiner Anhängerschaft gilt er als derjenige, der «great» ist und «grossartige» Dinge macht. Und so dürfen sich denn auch seine Fans mit ihren Trump-Kappen ein bisschen so fühlen. Für sie kann ihr Idol das Wort «grossartig» gar nicht oft genug in den Mund nehmen.
Trumps Sprache ist masslos. Sie kennt nur das Absolute, niemals das Relativierende. So ist er denn unfähig, Dinge abzuwägen, zu beurteilen, in ein differenziertes Bild einzuordnen. Dazu passt, dass er keine Akten studiert, sondern «Fox» guckt. Ebenso, dass er sich mit Kopfnickern umgibt und alle kritischen Stimmen aus seinem Umkreis verbannt.
Donald der Grossartige ahnt es noch nicht, aber ihm droht ein König-Midas-Schicksal. So wie jener inmitten seiner sich auftürmenden Goldschätze verhungerte, droht er in seiner von allen Seiten gespiegelten Grossartigkeit den Kontakt zur Wirklichkeit völlig zu verlieren.