«Wir wollen den Biolandbau, das Tierwohl und die Agrarökologie ins Zentrum der Landwirtschaft und der Ernährung bringen. Die Zeit ist reif für eine Transformation, dazu braucht es Herz, Kopf, und Hände.» Der das sagt: Urs Niggli, bis zu seiner Pensionierung im Frühling 2020 Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) in Frick. Unter seiner Leitung stieg die Zahl der Mitarbeitenden am FiBL Schweiz von 20 im Jahr 1990 auf fast 200 (Stand 2018).
Die Gesellschaft profitiert
«Die Biolandwirtschaft erfüllt vielfältige Leistungen für die Gesellschaft. Sie steht nicht nur für hochwertige Lebensmittel, sondern auch für Umwelt- und Klimaschutz, nachhaltige Ernährungssicherung, Erhalt einer vielseitigen Kulturlandschaft und vieles mehr.»
In Zeiten der endlosen Diskussionen in der Schweiz um vergiftetes Trinkwasser und überdüngte Wiesen und Felder (und warum das alles zum Wohl der Schweizerinnen und Schweizer sein soll), tönen obige Worte des ausgebildeten Agrarwissenschaftlers geradezu abenteuerlich.
Anders als die Mehrheit der Bauernlobby im Bundeshaus spricht er aus, worum es hier geht: «Die Herausforderungen der Zukunft sollen mit Ideen und Methoden der Zukunft angegangen werden.» Genau das meinte auch Albert Einstein, als er es so formulierte: «Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.»
Urs Nigglis Zukunfts-Vision
Am besten, Sie gehen auf www.fibl.ch und machen sich dort klug, über Arbeitsweise und Ziele dieses unermüdlichen Fachmanns. Was seine Vision betrifft, lesen Sie hier auszugsweise: «Das ist der moderne Biolandbau, für den sich das FiBL mit zahlreichen Forschungsprojekten, Bildungsaktivitäten und Beratungswissen einsetzt. Denn die Mitarbeitenden des FiBL wollen etwas bewegen. Dazu nutzen sie das Wissen, das sie in vielen hundert Projekten mit Praktikerinnen und Akteuren gesammelt und durch experimentelle Forschung und sorgfältige Analysen laufend erweitert haben.
Mit elf neu formulierten Kern-Missionen bündelt das FiBL seine vielfältigen Aktivitäten und geht teilweise ganz neue Wege. Die Herausforderungen der Zukunft sollen mit Ideen und Methoden der Zukunft angegangen werden. Wir wollen den Biolandbau, das Tierwohl und die Agrarökologie ins Zentrum der Landwirtschaft und der Ernährung bringen. Die Zeit ist reif für eine Transformation, dazu braucht es Herz, Kopf, und Hände.»
Verlässliches Wissen statt überholter Ideologie
Klaus Lanz ist Gründer und Leiter des Forschungs-Instituts «International Water Affairs» in Evilar bei Biel. Als Chemiker, Wasserforscher und Publizist befasst er sich seit über 20 Jahren mit Wasserthemen, zunächst als Umweltforscher an Universitäten in den USA und der Schweiz. Besonderes Merkmal der Beratungs- und Lehrtätigkeit von «International Water Affairs» ist die breite und transdisziplinäre Ausrichtung. Hier fliessen Wissen, Kultur, Ökonomie und Politik zusammen.
Landwirtschaft und Wassermangel
Schon wieder! Auch 2020 erlebten wir einen Frühling «ohne Wasser». Wie 2018 ist es eine aussergewöhnliche Trockenheit, die unserer Landwirtschaft zusetzt. Wie Markus Ritter, Präsident des Schweizerischen Bauernverbandes, berichtet, hätten die Bauern, die 2018 betroffen gewesen waren, kapiert «und investiert. In neue Leitungen, bessere Verteilnetze, neue Grundwasserfassungen, zusätzliche Quellen».
Das zeigt einmal mehr die rückwärtsgewandte Strategie des Verbandes und deren Lobbyisten: mehr Wasser beschaffen, mehr bewässern, mehr desselben. Mehr desselben, das ist das zuverlässigste Katastrophenrezept, gemäss Watzlawick. Weil es keine Probleme löst und dem wahren Problem-Grund nicht nachgeht. Auf die Thematik angesprochen, meint Lanz: «Die Bauern haben aus der Trockenheit gelernt, aber sie haben die falschen Schlüsse gezogen.» (DIE ZEIT) Dies haben übrigens auch die Tourismus-Direktoren in den Skiregionen – sie bauten für Millionen von Franken neue Seen und Reservoirs, um in schneearmen Wintern ihre Pisten künstlich beschneien zu können.
Die Frage, die sich alle nicht stellten: Was ist, wenn die Trockenheit weiter zunimmt? Wenn kein Schnee fällt? Wenn in zu warmen Wintermonaten das bisschen Schnee wegschmilzt? Wenn die Gletscher verschwinden, die zuverlässigsten Wasserlieferanten der Schweiz?
Wir brauchen einen Denk-Reset
Am besten, Leserinnen und Leser informieren sich auf www.klaus-lanz.ch über die faszinierende Forschertätigkeit dessen Instituts International Water Affairs. «Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, verlässliche Grundlagen für die Entscheidungsfindung im Wassersektor bereitzustellen. Der Reset (Systemwechsel), meint Lanz, das Ziel sei eine Landwirtschaft, die keinen Raubbau an der Natur betreibt und das Klima schont. Glücklicherweise gibt es bereits Bauernfamilien, die genau nach diesen Regeln arbeiten, die regenerative Landwirtschaft, Natur- und Gewässerschutz mit Biolandwirtschaft verbinden. Die auf Pestizide und Kunstdünger verzichten und ihre Äcker nicht bewässern müssen.
Wasser ist eines der wichtigsten Themen des 21. Jahrhunderts. Klimawandel, Gewässerverschmutzung und Siedlungswachstum gefährden die Wasserschätze der Erde und erschweren zunehmend eine sichere und zuverlässige Wasserversorgung.
International Water Affairs ist durch sein breites Themenspektrum und die jahrelange Erfahrung mit inter- und transdisziplinären Projekten in der Lage, fachliche Grenzen durchlässiger zu machen. Von 2012 bis 2014 durchgeführte Synthesearbeiten im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms «Nachhaltige Wassernutzung» des Schweizerischen Nationalfonds zeigten, dass erst die Betrachtung aus unterschiedlichen fachlichen und thematischen Perspektiven die nötige analytische Tiefe ermöglicht.
Mischkulturen für Pioniere
Permakulturen, regenerative Landwirtschaft oder Agroforstwirtschaft heissen sie, die Mischkulturen, die ab 2020 vom Bundesamt für Landwirtschaft den offiziellen Kulturcode 725 erhalten haben. Hans Balmer, Präsident des Vereins Permakultur-Landwirtschaft, meint dazu im Tages-Anzeiger: «Das ist ein grosser Durchbruch für unsere Bewegung.» Erst kürzlich wurde im Fachblatt «Nature Plants» eine Querschnittstudie veröffentlicht, die nachweist, dass beim Anbau von mindestens zwei Kulturen pro Saison die Erträge bis zu 1500 kg pro Hektare grösser sind.
«Artenreiche Ackerbausysteme sind unter geeigneten Wachstumsbedingungen produktiver als Monokulturen», bestätigt im TA Agrarökologe Christian Schöb von der ETH Zürich. Das Mantra der Permakultur ist Vielfalt. Auf engstem Raum gedeihen nach einem ausgeklügelten Plan Bäume neben Beerenstauden, dazwischen Gemüsebeete oder Getreidesorten. Tönt doch vielversprechend – besonders für unsere kleine Schweiz?
«Natürlich aus der Schweiz» lesen wir regelmässig in der TV-Werbung. Dafür bezahlen wir Steuerzahlenden Millionen jährlich. Schön wär’s, wenn es in ein paar Jahren hiesse: «Natürlich aus der Schweiz – Pionierin nachhaltiger Landwirtschaft».