Die über elf Millionen Dokumente der Panama Papers geben ein paar Einblicke in die Welt der Superreichen. Staatsmänner und ihre Entouragen, Bosse legaler und krimineller Branchen, Stars der Leibesübungen und anderer Lustbarkeiten halten’s mit den Eichhörnchen: Sie verstecken ihre Nüsschen.
Solch naturwüchsiges Verhalten ist ja durchaus zweckmässig. Wer das Geraffte und Gehortete nicht zeigt, schützt sich vor der Begehrlichkeit anderer. In menschlicher Gesellschaft sind diese anderen nun aber vertreten durch den Staat. Und da der Mensch seinesgleichen aus Erfahrung nicht über den Weg traut, hat er den Staat mit der nötigen Autorität und Macht ausgestattet, damit er Regeln setzen und durchsetzen kann. Zum Beispiel Steuergesetze.
Die Superreichen sind ja eigentlich froh um den Staat. Er soll sie schützen, damit keiner ihnen die Nüsschen wegnimmt. Doch ihren Beitrag leisten an diesen Staat, das wollen manche von ihnen dann lieber doch nicht. Deshalb Panama. Und die Virgin Islands. Und Delaware. Und die Schweiz.
Nach einer Studie des US-Fachblatts «Journal of Economic Perspectives» von 2014 sind 7,6 Billionen US-Dollar oder acht Prozent aller Vermögenswerte in Steueroasen versteckt. Andere Studien nennen sogar wesentlich höhere Summen. Im Jahr 2012 schätzte die britische NGO «Tax Justice Network» die dem Fiskus entzogenen Werte auf 32 Billionen US-Dollar.
Kritik an asozialem Verhalten von Superreichen wird gern mit dem herrenreiterischen Verdikt «Neiddebatte» niedergemacht. Dagegen ist festzuhalten: Ob Neid im Spiel ist oder nicht, ist völlig unwichtig. Es geht bei den durch die Panama Papers neu befeuerten Diskussionen auch nicht darum, Reichtum an sich zu delegitimieren. Wo gewirtschaftet wird, gibt es ihn. Er sammelt sich an bei den Mächtigen, Cleveren, Tüchtigen oder zufällig Bevorteilten. Problematisch sind nicht grosse Besitztümer als solche, sondern ihre allfälligen Auswirkungen auf eine Gesellschaft: Verarmung der wirtschaftlich Ausgebeuteten oder Abgehängten, Sabotierung staatlicher Leistungen durch Solidaritätsverweigerung, Zersetzung des Rechts durch Machtballungen.
Ein Reichtumsgefälle kann sich je nach politischen Verhältnissen ganz unterschiedlich auf das Leben der weniger begüterten Menschen auswirken. Deshalb ist es gut, über den Reichtum in einer Gesellschaft Bescheid zu wissen: woher er kommt, wohin er geht, bei wem er sich sammelt, was er bewirkt, wo er versteuert wird, welchen Gemeinnutzen er stiftet. Transparenzforderungen sind keine Neiddebatten. Enthüllungen wie die der Panama Papers sind wichtig – und lieber früher als später sollten sie nicht mehr nötig sein.