Den Rechtspopulisten in Europa und Amerika können ihre Plätze durch keinerlei Verachtung mehr genommen werden. Wenn Jean-Claude Juncker sagt, dass er mit einem rechtspopulistischen österreichischen Bundespräsidenten kein Wort wechseln würde, wirkt er wie eine hysterische Schwiegermutter.
Um das Desaster zu verstehen, sollte man die Perspektive wechseln. Denn das Raffinierte an den Rechtspopulisten besteht darin, dass sie ihre Finger in offene Wunden legen. Donald Trump artikuliert die Wut der Abgehängten in Amerika, Marine le Pen die Angst der Mittelschicht in Frankreich. Der hochintelligente Nigel Farage steckt in jeder Fernsehdebatte die englischen Spitzenpolitiker in die Tasche, und Frauke Petri hat aus einer Professorenpartei politischen Punk gemacht: ihre AfD. Das alles kann man verachten und widerlich finden.
Aber es hat keinen Sinn, dieser Verachtung durch Schweigen Ausdruck zu verleihen. Auch das einfache Bäh! hilft nicht. Es gilt, die Sprachlosigkeit zu überwinden. Worin könnte die angemessene Sprache bestehen? Ganz sicher nicht in der Spracharroganz Brüssels. Ganz sicher nicht in dem, was die politischen Eliten in den USA und Europa schon seit Jahrzehnten so oder ähnlich sagen. Und sie kann umgekehrt nicht darin bestehen, sich mit rechtspopulistischen Tendenzen anzufreunden, nur weil dort Mehrheiten sind.
Kann die Sprachlosigkeit nicht dadurch überwunden werden, dass das Wort „aber“ benutzt wird? So könnten Politiker und Medienleute den rechtspopulistischen Gegnern bei deren Analysen dort recht geben, wo sie schlicht und einfach recht haben, „aber“ ihrer Schlussfolgerung widersprechen. Das wäre keine leere Taktik. Denn erstens kämen diese Politiker und Journalisten aus dem Dilemma heraus, wie Leuchttürme zu wirken, an dem das Schiff der Zeit ungerührt vorbeifährt. Und zweitens würde das finale politische und mediale Desaster vermieden: der Kotau vor denen, die die Mehrheit errungen, aber noch lange nicht recht haben.