Viele, die sich über ihr Äusseres vom guteidgenössischen Erscheinungsbild unterscheiden, melden sich im Gefolge einer abgehalfterten US-Talkmasterin, die PR für einen neuen Film machte, zu Wort und packen die Rassismus-Keule aus. Verbale Anrempeleien durch unterbelichtete Schweizer, Verweigerung von Dienstleistungen, Diskriminierungen aller Art: Rassismus. In einer Zürcher Talkshow versteigt sich eine zur «Leiterin Obama-Wahlkampf in der Schweiz» aufgebrezelte Sängerin sogar zur Behauptung, die Schweiz sei viel offener rassistisch als die USA. Dabei wird im Land der Freien in den meisten amtlichen Formularen neben den üblichen Angaben auch die Rassenzugehörigkeit abgefragt. So viel zum Thema Heuchelei. In vorauseilendem Gehorsam bekunden viele Schweizer (Achtung: Verallgemeinerung mit Rassismusgefahr) ihre Betroffenheit darüber, nicht nur als Verwalter von Schwarzgeld, sondern nun auch noch als Hasser von Schwarzen im Speziellen und Ausländern im Allgemeinen dazustehen. Äxgüsi! Ein Fremder verhält sich rüpelhaft und wird zurechtgewiesen: Rassismus. Ein Schweizer benimmt sich einem Fremden gegenüber unziemlich: Rassismus. Ein Zürcher beleidigt einen Basler: Rassismus. Ein Romand lacht über einen Deutschschweizer: Rassismus. Ein Schwabe findet den hiesigen Dialekt mit seinen Krachlauten putzig: Rassismus. Das Brandgefährliche an dieser Rassismus-Keule ist, dass sie Rassismus schafft, nicht abschafft. Sie drischt auf alles ein, was im eigenen Verhalten begründet sein mag oder in Vorurteilen des Gegenübers. Und nur ganz, ganz selten in Rassismus. (René Zeyer)
Die Rassismus-Keule
Sind Schweizer rassistischer als Amerikaner?