An der fünftägigen Loya Jirga, die am Freitag in Kabul zu Ende ging, nahmen rund 3200 Delegierte teil, unter ihnen etwa 500 Frauen. Präsident Ghani forderte in seinem Schlusswort die Taliban zum Dialog auf. Ziel müsse es sein, zunächst einen Waffenstillstand zu erreichen und dann einen dauerhaften Frieden auszuhandeln. Die Afghanen wollten den Frieden, sagte Ghani.
Als Zeichen des guten Willens lässt die Regierung 175 gefangene Taliban-Kämpfer frei. Die radikalislamistischen Taliban, die grosse Teile des Landes beherrschen, hatten bisher Gespräche mit der Regierung abgelehnt – stattdessen verhandeln sie mit den USA.
Ghani forderte die Taliban-Milizen auf, am kommenden Montag, wenn der Fastenmonat Ramadan beginnt, einen Waffenstillstand in Kraft zu setzen.
Die Loya Jirga ist nicht zu verwechseln mit dem afghanischen Parlament. Im vergangenen Oktober hatten Parlamentswahlen stattgefunden, die chaotisch verliefen. Das definitive Ergebnis steht wegen zahlreicher Wahlbetrügereien noch immer nicht fest.
Wahlpropaganda?
Eine Loya Jirga wird in Afghanistan immer dann einberufen, wenn es gilt, grundsätzliche nationale Fragen zu behandeln und die Weichen für die Zukunft zu stellen. Loya Jirgas gibt es auch in Usbekistan, Turkmenistan und der Mongolei.
Mehrere bekannte afghanische Politiker, darunter Ministerpräsident Abdullah Abdullah, haben die Loya Jirga boykottiert. Sie werfen Präsident Ghani vor, er habe mit dieser Veranstaltung Werbung für seine Präsidentschaftskandidatur machen wollen. In Afghanistan sollen am 20. Juli Präsidentschaftswahlen stattfinden. Präsident Ghani kandidiert erneut, ebenso Regierungschef Abdullah.