Pegida-Aktivisten, Anhängerinnen von Verschwörungstheorien und andere erboste Leute sind sich darin einig, dass die Medien einseitig, ideologisch gesteuert, von düsteren Mächten gekauft sind. Für Verächter der angeblichen «Mainstream»-Medien ist die Welt definitiv eingeteilt; den so errungenen Durchblick lassen sie sich nicht mehr nehmen.
Neben diesem militanten Generalverdacht gibt es eine abgeschwächte, dafür aber viel weiter verbreitete Aversion. Sie besteht in der Unlust, sich mit journalistischen Erzeugnissen abzugeben, zumal in deren Urform, der abonnierten oder einzeln gekauften Zeitung. Die Medien würden ja nur Negatives berichten, die Welt schwarzmalen, den Lebensgenuss vergällen; zudem spiele es sowieso keine Rolle, ob man über all die Dinge täglich informiert sei oder nicht.
Um das Nötigste mitzubekommen, ist man tatsächlich nicht auf herkömmliche Medien angewiesen. «Wenn die Nachricht wichtig ist, wird sie mich finden.» Diese berühmte Antwort eines Jugendlichen auf die Frage nach seiner Mediennutzung hat die «New York Times» im März 2008 veröffentlicht. Sie gilt inzwischen längst nicht mehr allein für Digital Natives. Meldungen aus allen möglichen Quellen gelangen zu uns über Twitter und Facebook, in Newsletters und Blogs, auf Youtube und diversen anderen Plattformen. Eine unüberschaubare Menge alter und neuer Kommunikationsströme durchpulst den Alltag und erzeugt ein Rauschen und Summen, dem ohnehin kaum jemand entkommt.
Könnte das nicht genügen? Einer Mehrzahl von Zeitgenossen reicht anscheinend, was an Newspartikeln herumschwirrt. Ob die permanente Massage mit beiläufig wahrgenommenen Messages ein erhellendes Bild der Welt ergibt, treibt erstaunlich wenige um. Für die Mehrheit steht im Vordergrund, was unmittelbar auf ihr Wohlergehen einwirkt.
Diese Selbstgenügsamkeit braucht man nicht zu kritisieren. Man sollte aber keine Unklarheit darüber aufkommen lassen, dass eine so gleichgültige Haltung für die Bewältigung mancher Anforderungen halt nicht ausreicht: Sie verträgt sich schwerlich mit dem Anspruch auf eigenständiges Denken, taugt nicht zur Mitwirkung an der Gestaltung sozialen Zusammenlebens und steht verantwortlichen Entscheidungen in Kultur, Politik und Wirtschaft im Weg. Aktive und reflektierte Teilnahme setzt die Gewohnheit und Fähigkeit voraus, Quellen in ihren Kontexten zu orten, sich mit Positionen kritisch und vergleichend auseinanderzusetzen und so eigene Standpunkte oder Fragen zu finden. Ohne kritischen Gebrauch von Medien gibt es das nicht.