Die Unesco setzte 2011 neun Gärten in Iran auf die Liste des Welterbes. Sie sind über das ganze Land verstreut und gehören den verschiedensten Epochen an. Der älteste Garten, noch in Spuren erkennbar, gehörte zum Palastkomplex von Kyros dem Grossen (gestorben 530 v. Chr.) in Pasargadae. Der jüngste wurde von einem Kadscharenprinzen bei Mahan in der Provinz Kerman um die Mitte des 19. Jahrhunderts geplant und von dem Provinzgouverneur in den 1890er Jahren fertig gestellt : Bagh-e Shahzadeh, der „Prinzengarten“. (Er wird gelegentlich irrtümlich auch als Bagh-e Shah, „Garten es Königs“, bezeichnet.) Die neun Gärten wandeln frei die Urform des persischen Gartens ab, der sich aus vier Quadranten zusammensetzt – eine symbolische Erinnerung an die zoroastrische Quaternität von Himmel, Erde, Wasser und Pflanzenwelt.
Der Prinzengarten ist ein längliches Rechteck mit einer Grundfläche von 5,5 ha. Von einer Eingangshalle führt ein zentraler Wasserlauf mit Becken und Kaskaden zwischen Zypressenalleen zu einem Schlösschen, das der Gouverneur als Sommerresidenz benützte. Dem Garten fliesst vom Gebirgsfuss her ober- und unterirdisch ganzjährig genügend Wasser zu. Die Wasserführung verzichtet auf Pumpen und verlässt sich ausschliesslich auf das Gefälle. Als Gartenschöpfung ist der Bagh-e Shahzadeh umstritten. Puristen, die auf die klassischen Gartenschöpfungen Persiens eingeschworen sind, rümpfen gerne die Nase. Sie nörgeln über die Pflanzordnung, die Pavillons, die Breite seiner Wasserläufe. Seine Lage hat freilich nicht ihresgleichen, das geben selbst Eiferer zu. Bei Mahan kommt der persische Garten, der nicht wie europäische Gärten sich in die Umgebung einfügt, sondern seiner Umgebung sperrig widerspricht, zu sich selber. Kahle, sengende, tote Wüste wird wie durch Magie in schattig-kühles Duften und Fruchten verwandelt – das Fegefeuer ins Paradies.
Nur als Postscriptum: solche Gartenparadiese wurden mitunter auch missbraucht, die Kühle fächelnder Palmen, das Säuseln der Bäume, das Duften der Blumen und Plätschern der Brunnen angereichert mit Drogen und weiblichem Liebreiz. DieAssassinen, eine Sekte, die zur Kreuzfahrerzeit den Gottesstaat wiederherstellen wollte, machten davon Gebrauch. Marco Polo berichtet von einem Assassinenoberen, der junge Männer, die für Selbstmordattentate rekrutiert worden waren, mit Opium betäubte und in eine Gartenanlage verlegte. Die Kontraktkiller, inmitten von Blumen und Jungfrauen zum Vernaschen aus ihrem Rausch erwacht, sollten einen realen Vorgeschmack auf das himmlische Paradies erhalten, das ihrer nach erfülltem Mordauftrag wartete. – Jahr der Aufnahme: 1977. (Copyright Georg Gerster/Keystone)