In der Extremistenregion Naher und Mittlerer Osten ist Humor Mangelware. Zwar sind wir Juden für unseren Humor, mit dem wir vor allem über uns selbst lachen, berühmt. Das gilt sogar für die jüdische Religion. Auch wenn wir grossartige israelische Humoristen und Filmemacher wie Efraim Kishon hervorgebracht haben, bilden Leute wie er noch immer eine Ausnahme. Mit dem alten europäisch-jüdischen Humor lässt sich der israelische nicht vergleichen. Bei den Arabern und ihrem Islam gilt das noch weniger; nur verschwindend wenige witzeln über den Islam, den Propheten oder den Koran. Schliesslich könnte das doch lebensgefährlich sein.
„Frieden nach der Hochzeit“
Jodi Rudoren, die Bürochefin der „New York Times“ in Jerusalem, schrieb am 17. Dezember in ihrer Zeitung einen Bericht, über den ich und meine Tochter noch immer lachen. Es ging um die Vorschau eines neuen Films mit Namen „Peace after Marriage“ („Frieden nach der Hochzeit“). Der Artikel stammt aus der Feder von Ghaza Albuliwi, der das Stück nicht nur geschrieben hat, sondern auch Regie führt und die Hauptrolle spielt. Albuliwi wurde als Palästinenser in Jordanien geboren und immigrierte als Baby in die USA. Oder in diesem Fall eher: Er wurde importiert.
Albuliwi stellte nach der Filmvorführung dem vorwiegend jüdischen Publikum die Frage, ob jemand je Sex mit einem Palästinenser „verübt“ hätte? Eine Frau gab zu, einige Rendezvous gehabt zu haben, mehr aber nicht. Eine Rebbezin (Ehefrau eines Rabbiners) wollte über Freunde erzählen, welche diesen Schlafzimmerboykott durchbrochen hätten. Eine schlechte Freundin, hoffentlich hat sie keine Namen erwähnt. Dann sprach ein bärtiger Mann, sich als Muslim vorstellend, der diese Tat mit einer weiblichen Delegierten des „Feindes“ verübt habe.
Albuliwi fiel auf die Knie und lobpreiste Allah. Er hatte Fragen: War sie zufälligerweise Soldatin? Mit einer Waffe? Könnte er sie vielleicht auch kennen lernen?
Türkisch-französisch-amerikanische Produktion
Der Film ist eine türkisch-französisch-amerikanische Produktion und beschreibt die absurde Geschichte eines dreissigjährigen amerikanischen Palästinensers, welcher der Pornographie und Masturbation verfallen ist und eine Israelin heiratet, die auf jede nur mögliche Art eine „Greencard“ ergattern will (die Greencard ist eine amerikanische Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis), Traum eines jeden, der die USA nicht kennt.
„Am Morgen danach“ verkündete der Held des Films mit Namen Arafat: „Es ist das erste Mal, dass ein Palästinenser so nahe an einem Israeli explodiert ist, ohne Verluste zu verursachen“. An seine neue Ehefrau gewandt, sagte er den unvergesslichen Satz: „Du realisierst bestimmt, dass deine Vagina nun Teil des Mittelost-Friedensprozesses ist!“
„Wir nennen es Palästina“
Auf die Frage seiner Eltern, woher denn seine Braut komme, habe Arafat ernsthaft geantwortet: „Wir nennen es Palästina – sie nicht.“
Das nicht mehr ganz junge, dafür aber liberale und bestimmt nicht nationalistische Publikum in der Jerusalemer Cinematheque, in der diese romantische Komödie vorgeführt wurde, brach in endloses Gelächter aus. Jodi Rudoren schreibt, das sei wohl auf die Tatsache zurückzuführen, dass dieser Konflikt endlich einmal auf eine Art vorgebracht wurde, die nicht die üblichen Schuldgefühle erzeugte, sondern nur Leute zum Lachen brachte.
Es gibt nicht wenige Filme zum Thema, das gemeinhin „die Situation“ genannt wird. Ich kurzem sah ich „Bethlehem“, einen hervorragenden Film, aber ganz und gar nicht amüsant, nicht zum Lachen, eher zum Weinen.
Riesenorgie mit Arabern und Juden
Albuwilis Lösung für „The Situation“ sieht wie folgt aus: „Sexueller Jihad - eine Riesenorgie mit Arabern und Juden, in der wir alle unsere Aggressionen loswerden können. Ich hoffe da mitten drin zu sein“. Er habe, erzählt er, dies auch anlässlich der Pressevorführung in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten gesagt, wonach einige Journalisten ihre geplanten Interviews mit ihm abgesagt hätten. Aber nur schon den Film dort gezeigt zu haben, betrachtet Albuwili als beträchtliche Leistung. Damit hat er bestimmt Recht.