„Der Krieg wird lange dauern“, erklärt der französische General Vincent Desportes der französischen Zeitung „Le Monde“. „Krieg ist immer etwas Langes, Kompliziertes und Chaotisches. Wenn man einen Krieg beginnt, weiss man nie, was daraus wird.“
Frankreich betrachtet den jetzt begonnen Krieg in Mali als Fortsetzung des Krieges in Libyen. „Wenn es keinen Krieg in Libyen gegeben hätte, gäbe es jetzt keinen Krieg in Mali“, sagt Desportes.
Die meisten Waffen, über die die Jihadisten in Mali verfügen, stammen aus den Waffenarsenalen von Ghadhafi. Die Touareg, die teilweise als Söldner für Ghadhafi gekämpft hatten und teils im Norden Malis leben, haben sie ins Land gebracht. Inzwischen haben viele Touaregs den Franzosen ihre Unterstützung zugesagt.
Die malische Armee - "in deplorablem Zustand"
Frankreich schätzt, dass auf Seiten der Rebellen zwischen 1000 und 1500 gutbewaffnete Kämpfer stehen. Die französischen Einsatzkräfte sollen auf 3‘000 Soldaten aufgestockt werden. Offiziell heisst es, Frankreich unterstütze die malische Armee. Doch in Wirklichkeit führt Frankreich das Szepter. Die malische Armee befindet sich laut Desportes „in einem deplorablen Zustand“. Viele malische Soldaten waren von den USA ausgebildet worden und sind zu den Jihadisten übergelaufen.
Desportes erklärt in Le Monde: Wir müssen absolut verhindern, dass die Sahel-Zone eine Basis und ein Rückzuggebiet für die islamistischen Terroristen wird. Das würde auch direkt die Sicherheit Frankreichs bedrohen“.
Amerikanische Drohnen?
Zumindest logistische Unterstützung erhält Frankreich von den USA sowie von Kanada, Dänemark und Grossbritannien. Offenbar wollen die USA auch Aufklärungsdrohnen einsetzen. Mit amerikanischen Transportflugzeugen sollen französische Soldaten und Kriegsmaterial in die Einsatzgebiete geflogen werden. Inzwischen sind von Frankreich aus auch Rafale-Kampfflugzeuge in die Region verlegt worden. Von Abidjan, der Hauptstadt der Côte d‘Ivoire kommend sind vierzig französische Panzer in Bamako eingetroffen.
Erstes Ziel der Aktion ist es, die malische Hauptstadt Bamako vor dem Fall zu schützen. Dort leben 6‘000 Franzosen. In zweiter Linie soll die Front, die bei der Stadt Konna liegt, gesichert werden. Drittens wollen die Franzosen zusammen mit afrikanischen Truppen der malischen Nachbarländer versuchen, die Jihadisten nicht nur zurückzudrängen, sondern ganz zu vertreiben.
Afrikanische Wildkatze
Die französische Militäraktion, die am Freitag begonnen hatte, wurde „Serval“ getauft. Der „Serval“ (Leptailurus serval) ist eine bis ein Meter lange Wildkatze, die auch in der Sahel-Zone lebt. Einen Tag vor Beginn des französischen Einsatzes hatten die Islamisten die Stadt Konna erobert. Das gab den Ausschlag für das französische Eingreifen. Konna liegt an der Grenze zwischen dem von den Rebellen kontrollierten Norden und dem übrigen Mali. Nach kurzen Kämpfen haben die Franzosen Konna zurückerobert.
Kurz darauf bombardierten französische Flugzeuge Stellungen der Islamisten bei Gao und Kidal. Dabei starben offenbar Dutzende Jihadisten, die sich zu einer Sitzung versammelt hatten und vom Angriff überrascht wurden.
Frankreich rechnet damit, dass die islamistischen Kämpfer nach Mauretanien oder Algerien ausweichen könnten. Deshalb wollen französische Soldaten auch die Grenzen zu diesen Nachbarländern abriegeln. „Sonst“, so Desportes, „könnten die Terroristen dort ein Rückzugsgebiet finden – so wie die Taliban in Pakistan“.
Nach den Bombardements werden jetzt Bodentruppen eingesetzt. Am Mittwoch erklärte der französische Verteidigungsminister, französische Kampftruppen seien jetzt dabei, von Bamako Richtung Norden zu ziehen.
Auf dem Schleier getanzt
Frankreich will den Krieg in Mali "afrikanisieren". Mehrere afrikanische Staaten haben erklärt, sie wollten die französische Aktion mit der Entsendung von Truppen unterstützen. Bis diese einsatzbereit sind, wird es jedoch noch dauern. In Paris rechnet man damit, dass die Kämpfe bis mindestens Ende Jahr dauern werden.
Die französische Militäraktion ist von der malischen Bevölkerung mit Freudenkundgebungen aufgenommen worden. In der Stadt Gao, wo die Islamisten bereits die Scharia eingeführt hatten, haben Frauen ihre Schleier weggerissen und darauf getanzt. Die Jihadisten, die nach den französischen Bombardements vertrieben wurden, hatten bereits damit begonnen, Frauen zu steinigen.
In einem Blog auf der Internetseite malijet.com heisst es: „JAMAIS VU UN PRESIDENT FARNçAIS AUSSI DETERMINE. QU'ALLAH ACCOMPAGNE HOLLANDE DANS TOUTES SES ENTREPRISES QU'IL ASSISTE.“
(“Ich habe noch nie einen so entschlossenen französischen Präsidenten gesehen. Dass Allah Hollande in all seinen Bemühungen, die er unternimmt, beistehe.”)
(J21 mit Le Monde/a.b./RFI/malijet.com/Jeune Afrique)