Die Schweiz ist fünfsprachig geworden, sechssprachig sogar, wenn wir das in der Geschäftswelt gebräuchliche Englisch mitzählen. Die Erweiterung verdanken wir den SBB mit ihrer nationalen Tarifzonenplansprache, die anstelle der Buchstaben die Ziffern verwendet. Sie sind in den vier Sprachregionen, den 22 Tarifverbünden und den sechs verbundübergreifend organisierten Zonen frei von jeder Übersetzungsmühe lesbar. Die Schweiz rückt zahlensprachlich eng zusammen.
Mussten wir früher eine Reise umständlich und für Fremdsprachige in kaum verständlichen Worten beschreiben, verfügen wir nun über einfache Zahlen, zum Beispiel 10-26-33-46-56-66-76 oder 810-820-830-840. Wo einst die Romands und Tessiner nur «Bahnhof» hörten, begreifen sie sofort, dass es sich um eine Fahrt von Luzern nach Zofingen bzw. von Schaffhausen nach Trasadingen handelt.
Die vernachlässigbare Unschärfe besteht darin, dass nicht Zofingen, sondern das auch der Zone 76 zugeteilte Brittnau-Wikon gemeint sein könnte, nicht Trasadingen, sondern das gleichzonige Wilchingen-Hallau. Doch weshalb soll die Zahlensprache höheren Ansprüchen genügen müssen als die ebenfalls Missverständnisse schaffende Wortsprache? Für Nörgeleien an die Adresse der SBB fehlt jeder Grund.
Gerade jetzt, wo die Hälfte der Billettschalter geschlossen werden soll, ist die Tarifzonenplansprache ein echter Fortschritt. Er wird spätestens dann allgemeine Wertschätzung geniessen, wenn die Schulen nachziehen und uns im Geografieunterricht statt der oft komplizierten Namen die simplen Zahlen beibringen. Zwischen Le Cerneux-Péquignot und 21 oder Chiggiogna und 24 liegen Welten des Kommunikationskomforts.