Die Betroffenen haben bereits entschieden: 2017 wieder kandidieren! Und sei es gegen das Volk. Es gibt zwei kleine Hindernisse. Hollande hat mehrmals versprochen, er werde nicht mehr kandidieren, falls es ihm nicht gelinge, die Arbeitslosenzahl zu senken. Da kann allenfalls statistische Kosmetik nachhelfen oder Hollands chronische Amnesie bezüglich seiner hundert Wahlversprechen. Sarkozy muss noch parteiinterne Primärwahlen gewinnen und einige Prozesse vermeiden. Sein Parteiapparat hat vorsorglich mit den Manipulationen begonnen, nachdem es Sarkozy nicht gelungen war, einen Haufen von Herausforderern zu neutralisieren. Der stärkste Herausforderer ist der frühere Premierminister (unter Chirac, also etwas alt), Alain Juppé, der in Umfragen (noch) weit vorne liegt.
Frankreich ist ein demokratieähnlicher Rechts- und Bürokratiestaat monarchisch-revolutionären Urspungs ohne volksnahe Parteien, die wenig Mitglieder haben. Mit der parteiinternen Demokratie haben deshalb praktisch alle Parteien Probleme, auch der völkische Front National. Die Sozialistische Partei hat als erste sogenannte Primär- oder Vorwahlen eingeführt, nicht für das Volk, sondern - ohne Erfolg - um die selbstzerstörerischen Richtungskämpfe zu einzugrenzen. Aber Partei- und Staatschefs lieben Primärwahlen nicht. 2012 wurde Sarkozy als der "natürliche Führer" der Rechten propagiert, jetzt preist Premierminister Valls Hollande als den "natürlichen" Kandidaten der Linke ( da er 2022 selbst Präsident werden will, kann er nicht jetzt zum "Präsidentenmörder" werden). Das gleicht eher einem anti-darwinistischem Ausleseprinzip.
Das erklärt vor allem den ´dégout', den eine Mehrheit von Franzosen gegenüber den eigenen Politikern (nicht der Politik insgesamt, was immer verwechselt wird) empfindet. Die Krisen erklären natürlich vieles, aber nicht die depressive Neigung von Lemingen, notfalls für die rechtsextremen Nationalisten zu stimmen, die hier noch keine ´Durchsetzungsinitiative' durchgebracht haben, aber fest daran denken. Marine Le Pen statt Hollande oder Sarkozy also - für eine Vertiefung der französischen und europäischen Krise zugleich. Sarkozy hat in einem heuchlerischen Vorwahlbuch geweint, die Niederlage von 2012 habe ihn 'menschlich bereichert'. Das sollte man ihm 2017 erneut gönnen - und Hollande gerade auch. Und Marine Le Pen erst recht. Aber wo sind - neben Juppé - die anderen? Und wo bleibt das Wachstum im Bürokratiestaat, rechts oder links?
Demokratie à la française
Dreiviertel von Befragten wollen nicht, dass Hollande und sein Vorgänger Sarkozy erneut für das Präsidentenamt kandidieren. Was tun?