Die US-Präsidentschaftswahl findet ausserhalb der guten Kinderstube statt. Sie verlagerte sich in Hinterzimmer, Umkleidekabinen und Spelunken. Geboten wird ein Gruselfilm mit albtraumhaften Szenen. Die Welt staunt bis zum hellen Entsetzen. Was in Europa an ordinärer Post abgeht, wirkt vergleichsweise gesittet.
Länder mit politischen Wahlen ohne üble Entgleisungen müssen wir weit suchen. In Russland, China, Nordkorea oder Kasachstan etwa gelingt die Installation der Machthaber ohne infantile Pöbeleien. Dreckschleudereien aus dem Hinterhalt gibt es nicht. Für pronografische Indiskretionen ist kein Platz.
Sollen wir ob dieser Zucht und Ordnung neidisch werden? Sicher nicht. Ein demokratisches Schmierentheater ist allemal der undemokratischen Märchenbühne vorzuziehen. Staaten, die für die Demokratie eine Tradition entwickelten, halten Schläge und Tiefschläge aus, parieren Liebeserklärungen und Kriegserklärungen und sind robust genug, Kandidierende und Wählende zu nehmen, wie sie sind.
Die USA treiben es mit dem demokratischen Crash-Test allerdings auf die Spitze. Doch wer immer ins Weisse Haus einzieht: Der Bevölkerung in den USA wird es besser gehen als jener in Ländern mit Wahlen ohne krachendes Gebälk und ohne Kampfsport unter der Gürtellinie.