Das Reich der Malinke in Westafrika, das seit dem 13. Jahrhundert von der Atlantikküste bis nach Gao reichte. wurde im 15. Jahrhundert von dem Reich der Songhai abgelöst., das einen ähnlich grossen Teil des westsudanesischen Sahel belegte. Beide Königreiche wurden früh islamisiert, der Haddsch zweier Könige erregte Aufsehen sogar in Europa.
Vor allem der Mekkabesuch des Malikönigs Kankan Mansa Musa im Jahr 1325 gab zu reden. Er reiste mit grosssem Pomp, begleitet von 60'000 Soldaten. 500 Sklaven rannten voraus, jeder ausgerüstet mit einem zwei Kilogramm schweren Zeremonienstab aus purem Gold. Mit Gold warf der König nur so um sich, sodass das damalige Währungsgefüge ins Wanken geriet. Der Wert des ägyptischen Dinars halbierte sich. Mansa Musa selber wurde das Opfer dieser Entwertung. Bei der Rückkehr von Mekka war er knapp bei Kasse und lebte zeitweilig auf Pump.
Man müsste eigentlich annehmen, dass der Verschwender freigiebig war. Auf Almosen angewiesene Moscheen und Bedürftige erinnerten ihn aber eher als Geizknäpper. Hingegen Askia Mohammad Toure – wie anders! Auch seine Pilgerfahrt nach Mekka fast zwei Jahrhunderte später schimmerte golden. Der Herrscher des Songhaireichs, das die Kontrolle über den transsaharischen Handel mit Gold und Salz reich gemacht hatte, liess sich nicht lumpen. Aber er verteilte noch mehr Almosen und offenbar gezielter. Die Erinnerung an den frommen, in Übereinstimmung mit seinem Glauben mildtätigen Besucher lebte lange fort. Der Scherif von Mekka zeichnete ihn mit einem schwarzen Turban aus und ernannte ihn zum Imam. Der abbasidische Kalif von Kairo legalisierte seine Herrschaft und erlöste ihn von dem Stigma eines Usurpators.. Nach seiner Rückkehr aus Mekka machte er den Islam zur Staatsreligion. Als König kümmerte sich Mohammad besonders um die Armen, bei seinen Untertanen stand er in hohem Ansehen. Er schuf eine vorbildliche Verwaltung und führte einheitliche, verbindliche Masse und Gewichte sowie eine Währung ein. Er förderte die Wissenschaften und die Gelehrsamkeit, er hatte regen Umgang mit den heiligen Männern seines Reichs. Den Juden war freilich der Zutritt zum Songhai Reich verwehrt, aber der Kömig selber hielt sich nicht immer an das Verbot, das seinem liberalen Geist offenbar zuwider war.
Sein Grabmal plante er frühzeitig. Mehr als vierzig Jahre vor seinem Tod 1538, bei seiner Rückkehr aus Mekka im Jahr 1495 sollen 10'000 Kamele Lehm und Holz für die Grabpyramide nach Gao, die Hauptstadt des Songhaireichs, gebracht haben. Dort entstand Askias letzte Ruhestätte mit zwei angebauten Moscheen, einem Friedhof und einem Versammlungsplatz – das grösste und höchste präkoloniale Bauwerk weitherum. Baumaterial war ungebrannter Lehm, der Baukörper ist gespickt mit vorstehenden Hölzern: dieses eingebaute Gerüst für Wartungsarbeiten gibt ihm ein igeliges Aussehen.
Askia der Grosse wurde in seiner Pyramide beigesetzt; sie war also kein Mausoleum. Folgekönige wurden in nächster Nähe bestattet. Die Unesco ehrte das Grabmal 2004 als Welterbe, musste es aber schon 2012 auf die rote Liste gefährdeter Welterbestätten setzen. Aufständische Tuareg und assortierte Jihadisten, die schon in Timbuktu ihr ikonoklastisches Mütchen gekühlt hatten, drohten auch dem Askia-Grab mit Unfug. – Jahr des Flugbilds: 1978 (Copyright Georg Gerster/Keystone)