Das Corona-Thema lässt uns nicht los. Dieser Tage hat der britische «Economist» eine bis zum 19. August aktualisierte Tabelle zur Übersterblichkeit seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie in zahlreichen Ländern veröffentlicht. Die Zeitschrift stützt sich dabei auf eigene Modellrechnungen. Zum Datenmaterial zählt unter anderem die «Human Mortality Database», die von der Berkeley Universität in Kalifornien und dem Max-Planck-Institut in Deutschland betrieben wird.
Gestützt auf seine Berechnungen hält der «Economist» zunächst fest, dass er die gemäss den offiziellen Länderangaben berechnete Zahl von bisher weltweit 4,6 Millionen Covid-19-Toten für deutlich zu niedrig hält. Nach den Schätzungen der Zeitschrift beläuft sich die Zahl der Sterbefälle seit dem Ausbruch der Pandemie vor gut anderthalb Jahren global auf 15,3 Millionen.
Diese dramatische Zahl wird aber wesentlich relativiert, wenn man sie mit den Todesfällten im Zusammenhang mit der sogenannten Spanischen Grippe vergleicht, die am Ende des Ersten Weltkrieges von 1918 bis 1920 die Welt heimsuchte. Bei einer Weltbevölkerung von erst 1,8 Milliarden Menschen starben damals laut der Weltgesundheits- Organisation WHO zwischen 20 und 50 Millionen Menschen an jener Infektion. Das war eine x-fach höhere Mortalitätsrate als bei der aktuellen Covid-Pandemie.
Die neue Übersterblichkeits-Tabelle des «Economist» weist in den einzelnen Ländern neben der Gesamtzahl der Covid-19-Toten auch die Zahl der Übertoten pro hunderttausend Einwohnern aus – eine Angabe, die beim Vergleich zwischen den verschiedenen Ländern einigermassen aussagekräftig erscheint. Die aktualisierte Tabelle beginnt mit den Ländern, die nach den Berechnungen des «Economist» die höchste Übersterblichkeit pro 100’000 Einwohnern aufweisen.
Auf den obersten vier Plätzen in dieser Zusammenstellung stehen Peru, Bulgarien, Nordmazedonien und Russland, mit einer Exzess-Mortalität je 100’000 Personen zwischen 589 und 445. Italien und die USA weisen eine Übersterblichkeit von 243 und 228 Fällen auf. Die Schweiz liegt mit einer Übersterblichkeit von 115 (immer pro 100’000 Einwohnern) ungefähr im Mittelfeld, aber immerhin hinter den Niederlanden, Österreich und Frankreich (127, 123 und 119 Todesfälle). Um einiges besser als die Schweiz schneiden Deutschland (82) Israel (56) und Kanada (45) ab. Zu den Ländern mit den niedrigsten Zahlen von Übertoten gehören Finnland mit 28 und Dänemark mit 7 Toten mehr als im statistischen Durchschnitt.
Am untersten Ende der «Economist»-Tabelle stehen unter anderen Norwegen, Australien und Neuseeland. Diese Länder weisen erstaunlicherweise insgesamt keine Übersterblichkeit im Zeitraum der Covid-19-Pandemie aus. Gemessen an der mehrjährigen Durchschnitts-Mortalität verzeichnen sie in der Pandemie-Phase sogar eine Untersterblichkeit.
Natürlich sind diese Zahlen nicht über jeden Einwand erhaben. Vor allem die Angaben und Vergleiche zwischen hochentwickelten Ländern, in denen einigermassen kontinuierliches Datenmaterial vorliegt, und jüngeren Staaten, wo die Statistiken auf weniger ausgereiften Grundlagen zustande kommen, sind nicht sehr verlässlich, wie der «Economist» selber einräumt.
Seltsamerweise fehlen in der Übersterblichkeits-Tabelle die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt, Indien und China. Zu Indien wird im Begleitartikel nur vermerkt, dass nach den Schätzungen des «Economist» die Zahl der Covid-19-Sterbefälle sich bis Anfang Mai 2021 auf etwa 2,3 Millionen Toten belaufen, während die offizielle Statistik nur von 200’000 Sterbefällen spricht.
Dass die Länder mit den niedrigsten Zahlen an Corona-Übertoten in der Regel auch diejenigen mit hohen Impfquoten sind, geht wiederum aus einer Tabelle hervor, die sich auf Angaben der nationalen europäischen Gesundheitsinstitutionen stützt. So weisen Island und Dänemark am Stichdatum vom 6. September Impfraten von rund 85 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Auch Norwegen und Deutschland, die in der Statistik der Übertoten erheblich besser abschneiden als die Schweiz, haben am Stichtag eine um rund zehn Prozent höhere Impfrate als in der Eidgenossenschaft, wo laut dieser Statistik 60 Prozent der erwachsenen Bevölkerung geimpft sind.
Ein triftiger Grund mehr, die zahlenmässig immer noch bedeutende Schar der Impfgegner und Impfskeptiker in unserem Land von der Notwendigkeit der Corona-Impfung zu überzeugen.