Die seit dem 19. Dezember in Iran festgehaltene 29-jährige italienische Journalistin ist kurz nach 16.15 Uhr auf dem Römer Flughafen Ciampino gelandet. Ob und welche Gegenleistungen Italien erbracht hat, ist nicht bekannt. Begrüsst wurde sie unter anderem von Ministerpräsidentin Georgia Meloni, Aussenminister Antonio Tajani und vom Römer Bürgermeister Roberto Gualtieri.
«Ciao, sono tornata» – Ciao, ich bin zurück». Dies sind die ersten Worte, die die Freigelassene an die Journalisten und Journalistinnen richtete, die zu ihrem Empfang nach Ciampino gekommen waren. Cecilia Sala arbeitet für die bürgerliche italienische Tageszeitung «Il Foglio». Zudem betreibt sie einen eigenen täglichen Video-Blog für die Podcast-Plattform Chora Media.
Cecilia Sala war im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran festgehalten worden. Sie befand sich in Einzelhaft in einer winzigen Zelle und hatte nicht einmal ein Bett. Das Büro von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni teilte am Mittwochmorgen mit, dass «dank intensiver diplomatischer und geheimdienstlicher Ebene unsere Landsfrau von den iranischen Behörden freigelassen wurde».
Dank der diplomatischen Bemühungen Italiens, «auch in Zusammenarbeit mit den USA» habe es in den letzten Stunden plötzlich Bewegung in der Affäre Cecilia Sala gegeben. Am Dienstag hatte Sala zu Hause anrufen können und mitgeteilt, dass sich ihre Haftbedingungen verbessert hätten. Sie hätte ein Bett bekommen und die beiden von der Botschaft gelieferten Pakete seien angekommen.
Vom Geheimdienstchef abgeholt
In der Nacht auf Mittwoch wurde sie dann freigelassen. Der Vater von Cecilia Sala dankte der italienischen Regierung für ihre «ausserordentliche Arbeit». Er habe auf Cecilias Stärke vertraut. Während ihrer Gefangenschaft konnte sie dreimal mit ihren Eltern telefonieren. Der italienische Aussenminister Antonio Tajani kommentierte kurz: «Diplomatie und Teamwork: Cecilia Sala kommt nach Hause!» Und selbst die sozialdemokratische Oppositionsführerin Elly Schlein gratulierte Meloni.
Cecilia Sala war am Mittwochmorgen in Teheran von Giovanni Caravelli, dem Direktor des italienischen Auslandsnachrichtendienstes in Empfang genommen worden. Zusammen flogen sie nach Rom zurück.
Viele offene Fragen
Weshalb Sala festgenommen wurde, ist nicht ganz klar. Sicher ist, dass sie mit oppositionellen iranischen Frauen zusammenarbeitete. Sie habe «gegen die Gesetze der Islamischen Republik verstossen», hiess es in Teheran. Die Rede war auch davon, dass der Iran die Frau festnahm, um sie dann gegen den iranischen Ingenieur Mohammad Abedini austauschen zu können. Dieser war auf dem Mailänder Flughafen Malpensa von der italienischen Polizei verhaftet worden. Washington wirft ihm vor, Navigationssysteme für iranische Drohnen mit US-Teilen hergestellt zu haben. Abedini war an der EPFL in Lausanne tätig. Ob er auch die Schweizer Staatsbürgerschaft besitzt, ist umstritten.
Viele Fragen sind offen. Es ist gängige iranische Praxis, Geiseln zu nehmen, um dann gefangene Iraner freizupressen. Mehrere Franzosen befinden sich seit Jahren in iranischer Geiselhaft. Was bewog also die Iraner, die Italienerin so schnell freizulassen? Hat der überraschende Besuch von Meloni bei Trump und Musk am vergangenen Samstag etwas dazu beigetragen? Hat Trump den angeschlagenen Mullahs etwas versprochen? Hat Italien den iranischen Behörden versichert, dass Abedini nicht an die USA ausgeliefert wird – oder dass er gar freigelassen werden soll?
Die iranischen Behörden hatten erklärt, Cecilia Salas Verhaftung stehe in keinem Zusammenhang mit dem Fall des iranischen Ingenieurs Mohammad Abedini, der sich zurzeit in einem italienischen Gefängnis befindet.
Möglicherweise besteht aber dennoch ein Zusammenhang. Italienische Medien spekulieren, dass der italienische Justizminister Carlo Nordia eine Freilassung Abedinis ins Auge fasst. Von einer solchen war aber am Abend nicht mehr die Rede.
Sicher wird in den nächsten Tagen und Wochen intensiv spekuliert.
Sicher auch werden die Medien die Freilassung als Schwäche Irans interpretieren. Nach dem Sturz Asssads befindet sich das Regime in Teheran in einer schwierigen Lage.
Und ganz sicher ist die Freilassung ein Erfolg für die italienische Ministerpräsidentin und wird ihre Position weiter stärken.