Zu den ältesten schweizerischen Tugenden gehört – seit der Staatsgründung - der Wille zum Kompromiss. Der Wille, zusammenzusitzen und möglichst niemanden auszugrenzen. Der Wille auch, ohne Geschrei die Probleme anzugehen. Das ist unspektakulär. Vernehmlassungsverfahren sind nicht attraktiv und langweilig. Doch sie ermöglichen es, dass Entscheide breit abgestützt sind. Interessant, dass gerade jetzt in Zeiten der Krise viele ausländische Regierungen Rat von uns einholen. Die Schweiz als Modell für andere. Die Welt ist komplizierter geworden. Wie man die Probleme löst, weiss man oft nicht. Aber man löst sie nicht, indem man sich abschottet und Andersdenkende reflexartig zur Schnecke macht. Medienwirksames Geschrei bringt uns nicht weiter. Die Klamauk-Republiken zeigen das. Das schliesst nicht aus, dass ab und zu die Fetzen fliegen. Politik ist Kampf. Doch am Schluss soll die alte schweizerische Tugend, der Wille zum Kompromiss, zum Zuge kommen. Aber gerade jene, die mit dem Schweizerkreuz auf der Brust herumlaufen und immer wieder „Schweiz, Schweiz, Schweiz“ schreien, sind dabei, diese Tugend zu zerstören. Sie pflegen die Kultur des Fertigmachens, des Verunglimpfens, des Pöbelns, des Verletzens, des Ausgrenzens, des Spaltens, des Verhöhnens. Sie, die am lautesten und scheinheilig die Werte der Schweiz beschwören, treten diese Werte mit Füssen. Sie, die die Schweiz angeblich so lieben, demontieren sie. Doch der Klamauk setzt Rost an. Und das ist die gute Nachricht zum 1. August. (Heiner Hug)